Essen per Mausklick

Einloggen statt Ausgehen: Tomáš Čupr hat den Online-Essensbringdienst „DameJidlo“ entwickelt

28. 8. 2013 - Text: Christian Müller-BreitenkampText: Christian Müller-Breitenkamp; Foto: damejidlo.cz

Zwischen 55 und 75 Prozent aller Startup-Unternehmen scheitern, wie das Forbes-Magazin berichtet. Schaut man sich die beiden erfolgreichen tschechischen Internet-Verkaufsplattformen „Slevomat“ und „DameJidlo“ an, stellt sich die Frage, was ihr Gründer Tomáš Čupr anders macht als seine Mitstreiter. Nach seinem Erfolg mit dem Groupondienst Slevomat lancierte der 30-Jährige im Oktober 2012 ein neues Projekt. Er kaufte die Internetseite PizzaTime.cz und entwickelte auf ihrer Basis den Internetdienst DameJidlo.cz („Wir geben Essen“).

Das Konzept ist einfach. Wer Hunger hat, geht auf die Website und kann aus einem Angebot von mittlerweile 516 Restaurants in Tschechien wählen. Man bestellt per Mausklick, zahlt online per Kreditkarte und wenig später steht ein Kurier mit dem bestellten Menü vor der Haustür. Čupr ist überzeugt, dass das der Schlüssel zum Erfolg ist: „Es ist bequem“, sagt er. Und zwar nicht nur für die Kunden, sondern auch für die Restaurants.

Das „Fine Dish Burger Bistro“ im Prager Stadtteil Vinohrady lässt seit knapp vier Monaten sein Essen mithilfe von DameJidlo zu den Kunden bringen. Der Vorteil sei, dass Čuprs Unternehmen alles bereitstelle, was man für einen zuverlässigen Bringdienst benötige. Autos, Motorroller und Kuriere. Die teilnehmenden Restaurants verfügen als Mitglieder über einen Bringdienst, ohne dass sie für teures Geld ihren eigenen aufbauen müssen. Für jede Bestellung, die DameJidlo ausliefert, erhält die Firma einen Anteil am Preis des bestellten Essens. Wenn das Restaurant sowohl die Internetseite als auch den kompletten Serviceumfang von DameJidlo nutzt, sind das bis zu 30 Prozent. „Das ist preiswerter als wenn wir unseren eigenen Lieferdienst aufbauen und die Fahrzeuge warten müssten“, sagt der Gastwirt des „Burger Bistro“.

Nach der Bestellung auf der Website bekommt das Restaurant eine SMS und erfährt, welche und wie viele Gerichte bis wann zubereitet sein müssen. Zum verabredeten Zeitpunkt bringt ein Kurier das Essen dann zum Kunden. „Der Vorteil ist, dass sich für uns gar nichts ändert. Wir bleiben hier im Restaurant und verkaufen trotzdem zusätzlich ein paar Burger“, sagt der Restaurantchef. Die Kunden sind mit dem neuen Service ebenfalls zufrieden. Auf seiner Facebook-Seite hat der Online-Lieferservice 72.705 Sympathisanten. Social-Media-Dienste wie Facebook oder Twitter seien für den Erfolg sehr wichtig, sagt Čupr. „Wir benutzen sie als Marketingtool und als Möglichkeit, um Kundenfeedback zu bekommen.“ Zu Kritik kann ein Unternehmen so direkt Stellung nehmen, meint Čupr.

Festangestellte Kuriere

Es scheint alles ganz einfach. „Nein, definitiv nicht“, sagt der Chef. Es gilt, Leute zu finden, die talentiert und begeisterungsfähig genug sind, um den Aufbau eines neuen Unternehmens mitzutragen. An dieser Aufgabe scheitern viele ambitionierte Gründer, meint Čupr. Er lerne sehr viele Leute kennen, auf der Arbeit, im Alltag oder in Bewerbungsgesprächen. Dort zeige sich, wer ein geeigneter Kandidat sei. Und um wirklich Erfolg zu haben, dürfe man nicht die Interessen der Kunden aus den Augen verlieren.

Aus Kostengründen an der Qualität zu sparen, wirke sich immer negativ aus. So bietet DameJidlo seinen Kunden eine Geld-zurück-Garantie und eine ganztägige Service-Hotline. Auch bei den Löhnen für seine Kuriere, sagt Čupr, spare er nicht. Die meisten der derzeit 50 Fahrer sind bei DameJidlo angestellt – mit einem Vollzeitvertrag. Čupr schweigt über ihren Lohn. Sie verdienten aber weit mehr als in der Branche üblich sei, sagt er. Das sei ihm wichtig, denn seine Kuriere sind die einzigen, die den Kontakt zwischen seiner Firma und den Kunden herstellen. Freundlichkeit und ein gepflegtes, zuvorkommendes Auftreten seien da unabdingbar, sagt Čupr.

Probleme sieht er im Hinblick auf Vorgaben der Behörden. Er findet, dass administrative Barrieren für Unternehmer in der tschechischen Gastronomie hoch seien. Viele Bestimmungen hält Čupr für sinnlos. „Es ist unheimlich schwierig, eine Hygiene­bescheinigung zu erhalten. Wenn man sie aber hat, behält man sie für immer. Das ist doch Blödsinn. Wenn ich vor fünf Jahren gesund war, heißt das, dass ich es heute immer noch bin?“, fragt er. Bürokratie binde zeitliche und personelle Ressourcen, die gerade in jungen Unternehmen zum Aufbau funktionierender Geschäftsstrukturen gebraucht werden. Außerdem wünscht er sich Steuererleichterungen für Startups. Gründer hätten bei hohen Steuern das Problem, dass sie im schlimmsten Fall Kredite zur Deckung der laufenden Kosten aufnehmen müssten. Langfristig sei das der Weg in die Pleite. Čupr hat diese kritische Phase mit DameJidlo inzwischen überwunden. Er ist zuversichtlich. Wenn die Firma weiter wachse wie bisher, könne er bald mehr als die bislang 70 Angestellten beschäftigen. DameJidlo will seinen Service demnächst auch in der Slowakei anbieten.