Ein wegweisender Sieg

Ein wegweisender Sieg

Im Spitzenspiel der Gambrinus-Liga schlägt Sparta Prag Titelverteidiger Viktoria Pilsen

13. 3. 2014 - Text: Stefan WelzelText: Stefan Welzel; Foto: Viktoria Pilsen

Es ging schnell, und ziemlich einfach. Ein perfektes Steilzuspiel von Spartas Marek Matějovský auf Nhamoinesu Costa in der achten Minute hebelte die gesamte Hintermannschaft der Pilsener aus. Der pfeilschnelle Simbabwer legte geschickt für den aufrückenden Tomáš Přikryl auf, welcher das Leder trocken und direkt in der weiten Ecke versenkte. Viktorias zweiter Torhüter Bolek hatte das Nachsehen. Vergangenen Sonntagabend war dies die entscheidende Szene in einem hochklassigen Spitzenspiel der Gambrinus-Liga, die damit sehr wahrscheinlich entschieden ist.

Nach 19 von 30 Runden führt Sparta Prag nun die Tabelle mit acht Punkten Vorsprung vor Pilsen an. Wer hoffte, mit einem Sieg Viktorias würde die Meisterschaft spannend bleiben, wurde enttäuscht. Die Rekordmeister aus der Hauptstadt spielen eine souveräne Saison und können sich seit Beginn voll und ganz auf das nationale Geschehen konzentrieren. International flog man schon vergangenen Sommer aus dem Wettbewerb. Pilsen hingegen sorgt zur Zeit auch in Europa für Furore und eliminierte im Sechzehntel-Finale der Europa League die Ukrainer von Schachtar Donezk. Am Donnerstag sind sie zu Gast bei Olympique Lyon. Zu dem Duell mit dem französischen Tabellenfünften werden die Pilsener mit Freude antreten, aber Kräfte wird auch diese Begegnung rauben; Kräfte, die dann am Wochenende eventuell wieder in der heimischen Liga fehlen.

„Die erste Halbzeit war schlecht, wir waren nicht präsent, haben viele Zweikämpfe verloren. Erst sehr spät haben wir angefangen, Fußball zu spielen“, erklärte Nationalspieler David Limberský, der auch Mittwoch vergangener Woche beim Freundschaftsspiel Tschechiens gegen Norwegen (2:2) auf dem Platz stand und zur Zeit ein horrendes Spielpensum aufweist. In der Tat mangelte es den Pilsenern zu Beginn an gedanklicher und physischer Frische, die es in so einem wegweisenden Spiel braucht, um als Sieger vom Platz zu gehen. Ob man das wirklich auf den hohen Rhythmus zurückführen kann, sei dahingestellt. Herausreden wollte sich aber keiner der Spieler. „Wir mussten früh in der zweiten Halbzeit mit einem Mann weniger auskommen. Ich stellte mich im Zweikampf ungeschickt an und der Schiedsrichter pfiff etwas gar streng“, ließ sich Viktorias Tomáš Horava vernehmen. Der Mittelfeldspieler erhielt in der 48. Minute und nach einem Allerwelts-Foul die Gelb-Rote Karte. Danach wurde es für Pilsen sehr schwierig, sich durch die engmaschige Verteidigung Spartas zu manövrieren. Zu allem Übel folgte in der 84. Minute Michal Ďuriš seinem Teamkollegen Horava in die vorgezogene Dusche.

Erstaunlich verhaltene Freude ist derweil auf der Gegenseite auszumachen. „In den ersten 45 Minuten hatten wir das Spiel unter Kontrolle. Wir verzeichneten auch die eine oder andere Chance zu weiteren Toren. Gegen Ende bekamen meine Spieler aber Angst davor, entscheidende Fehler zu machen, zum Glück konnten wir uns auf unseren Torhüter Tomáš Vaclík verlassen“, zog Spartas Trainer Vítězslav Lavička Resümee. Der 50-jährige Übungsleiter sieht die Meisterschaft nach diesem wichtigen Sieg aber noch nicht als entschieden an. „Wir haben letzte Saison viele Punkte gegen schwächere Gegner liegen gelassen. Wir können es uns nicht leisten, zweimal den gleichen Fehler zu begehen und nachzulassen. Wir dürfen nicht genügsam werden und das Gefühl haben, die Sache sei gelaufen.“

Ähnlich sieht dies Kontrahent und Pilsens Kapitän Pavel Horváth. „Für Sparta ist das zweifelsohne ein wichtiger Schritt. Aber es gibt noch elf Runden zu spielen, die Entscheidung war das noch nicht. Wir kämpfen auf jeden Fall weiter um jeden Punkt“, so der Routinier. Sollten die Pilsener auch weiterhin so erfolgreich in der Europa League spielen, dürfte die Mission Titelverteidigung immer schwieriger werden. Ein seltsames und klassisches Dilemma bahnt sich an. Es ist aber nicht damit zu rechnen, dass Viktoria nun anfängt, im internationalen Wettbewerb energiesparend aufzutreten. „Wir versuchen unsere Defizite aus dem Spiel gegen Sparta zu beheben und es beim nächsten Spiel in Lyon besser zu machen“, so Horváth. Der nimmersatte 38-Jährige läuft für sein Leben gern im UEFA-Pokal auf. Das kann er dann auch nächste Saison wieder tun, vermutlich aber und trotz aller Durchhalteparolen wohl nicht mehr in der Champions-League-Qualifikation. Dort geht nämlich nur der kommende Meister an den Start, nicht aber der Zweitplatzierte.