Edles aus der Erde

Edles aus der Erde

Am Fuße des Riesengebirges soll wieder Granat für die Herstellung von Schmuck gefördert werden

10. 7. 2014 - Text: Corinna AntonText: ca/čtk; Foto: yatego.com

Im ostböhmischen Dolní Olešnice (Nieder Oels) soll erneut Granat abgebaut werden. An den neuen Fundstätten am Rande des Riesengebirges, etwa 20 Kilometer südwestlich von Trutnov (Trautenau), könnte die Förderung in den Jahren 2018 bis 2020 beginnen, schätzt die Schmuck-Genossenschaft Granát Turnov, die bereits vor vier Jahren mit dem vorbereitenden Verfahren für die Wiederaufnahme des Granatabbaus begonnen hat. Zuerst musste sie die möglichen Auswirkungen auf Mensch und Natur untersuchen lassen. Über die Ergebnisse wurde in der vergangenen Woche in Dolní Olešnice öffentlich verhandelt. Im Rahmen der sogenannten Umweltverträglichkeitsprüfung empfehlen Experten dem Umweltministerium, eine positive Stellungnahme zu dem Vorhaben abzugeben.

An dem Verfahren, das auch Bürgern die Möglichkeit bietet, Einwände einzubringen, hatte sich seitens der Öffentlichkeit niemand beteiligt und auch die Gemeinde ist mit dem Vorhaben einverstanden, wie Bürgermeisterin Radoslava Cermanová erklärte. Bereits von 1991 bis 2007 wurde in der Gemeinde der Rohstoff abgebaut, der vor allem als Schmuckstein bekannt ist. Mittlerweile ist das Gelände rekultiviert, die Genossenschaft baut Granat in Podsedice nahe Litoměřice (Leitmeritz) ab. Diese Fundstelle kann sie aber nur noch drei bis vier Jahre nutzen.

Um die Schmuckproduktion auch danach aufrechterhalten zu können, will die Vereinigung die Förderung an acht Orten in Dolní Olešnice fortsetzen, die zusammen insgesamt etwa neun Hektar umfassen. Den Ergebnissen einer geologischen Analyse zufolge könnten dort mehr als 23 Tonnen Granat abgebaut werden. Das sei jedoch eine sehr optimistische Zahl, glaubt Produktionsleiter Václav Břichňáč: „Wir gehen davon aus, dass es ein Fünftel bis ein Sechstel dieser Menge sein wird.“ Der Abbau könnte sich insgesamt über etwa 15 Jahre erstrecken, er soll jedoch stufenweise erfolgen und an den einzelnen Fundstellen etwa sechs Monate bis zweieinhalb Jahre dauern. Bis die Förderung beginnen kann, braucht die Genossenschaft noch einige Genehmigungen, außerdem muss sie sich mit den Grundstückseigentümern einigen.

Die Bewohner der betroffenen Orte müssen vor allem mit einem höheren Lärm- und Staubaufkommen rechnen. Die geplanten Abbaugebiete liegen zwischen einzelnen Höfen und Häusern. Sie sollen mit Lärmschutzwänden und Erdwällen abgetrennt werden. „Es gibt Menschen, denen das nicht gefällt, aber das ist eindeutig eine Minderheit“, sagte die Bürgermeisterin und verwies auf die guten Erfahrungen mit dem Granatabbau. „Die Förderung verlief gut, das Grundstück ist nach der Rekultivierung wieder in seinem ursprünglichen Zustand.“ Dass die Gemeinde den Abbau begrüßt, liegt auch daran, dass er Arbeitsplätze und Investitionen bringt. Dennoch sieht man ihn in den Nachbarkommunen skeptischer: Auch in den Gemeinden Horní Olešnice (Ober Oels) und Dolní Kalná (Nieder Kalna) gibt es Fundstellen, dort waren die Förderer aber am Widerstand der Bürger gescheitert. „Wir wollen keine Gemeinde voller ausgebaggerter Erde haben, voller Staub, kaputter Straßen und Lärm“, hatte der damalige Bürgermeister von Dolní Kalná 2005 erklärt.

Granát Turnov
Die Genossenschaft Granát wurde 1953 gegründet. Heute ist sie eigenen Angaben zufolge der größte Hersteller original tschechischer Granatschmuckstücke. Sie hat derzeit etwa 260 Mitarbeiter und erzielt jährlich einen Umsatz in Höhe von etwa 150 Millionen Kronen. Granát Turnov besitzt eine Erlaubnis zum Granatabbau in Podsedice nahe Litoměřice. Bis 2007 hat sie auch in Vestřev bei Trutnov den Rohstoff für ihre Produktion gefördert. Ihren Schmuck verkauft die Genossenschaft auf allen Kontinenten.   (ca)