„Die große Liebe endet oft tragisch“

„Die große Liebe endet oft tragisch“

Prags neuer Oberbürgermeister Tomáš Hudeček über Regierungsbündnisse, Hochwasserschutz und Bürgernähe

26. 6. 2013 - Interview: Martin Nejezchleba

Herzlichen Glückwunsch zur Wahl zum Oberbürgermeister der Hauptstadt! Der Vorsitzende Ihrer Partei Karel Schwarzenberg empfahl Sie für diesen Posten, da Sie sich bereits während der kritischen Hochwasser­situation bewährt haben. Was haben Sie aus dem Hochwasser gelernt?
Tomáš Hudeček: Ich habe gelernt, dass man keine einzige Kleinigkeit unterschätzen darf und dass es wichtig ist, die richtigen Leute um sich zu haben. Prag war auf das Hochwasser dank der Entscheidungen und Arbeit der vorhergehenden Stadtregierung vorbereitet. Die Investitionen in den Hochwasserschutz der Stadt haben sich ausgezahlt. Auf Grundlage der Erfahrungen mit der diesjährigen Flut werden wir den Hochwasserschutz nun weiter verbessern.

Unter Architekten und Stadtplanern werden Sie als jemand wahrgenommen, der den Dialog mit der Öffentlichkeit sucht. Werden Sie auch allgemein die Beteiligung der Bürger Prags an politischen Entscheidungen und Planungsprozessen unterstützen?
Hudeček: Ja. Wir haben bereits mehrere Gremien, die sich aus Experten und Laien zusammensetzen und sowohl Diskussionen als auch die Vorbereitung verbindlicher Entscheidungen ermöglichen. Diese Aufgaben werden sie auch weiterhin wahrnehmen. Derzeit bereiten wir weitere Kommunikationsformen vor. Besonders großes Potential sehe ich im Bereich kleinerer Projekte, deren Aufgabe es ist, das Leben der Menschen angenehmer zu gestalten. Dabei geht es darum, dass der normale Prager seine Stadt vor allem über seine nähere Umgebung und seine alltäglichen Bedürfnisse wahrnimmt. Mit diesem Mikro­kosmos hat sich nach 1989 keine Stadtverwaltung besonders intensiv auseinandergesetzt. Wir hingegen begreifen es als eine unserer Prioritäten, die zu einem Großteil auf der Kommunikation mit den Menschen basiert.

Karel Březina von den Sozialdemokraten (ČSSD) ist seinen Worten nach nicht erfreut darüber, dass seine Partei zur Zusammenarbeit mit der TOP 09 gezwungen ist. Sie selbst haben die Vereinbarung mit den Sozialdemokraten als Zwangsheirat beschrieben. Das klingt nicht nach einem besonders stabilen Kompromiss. Wie wollen Sie verhindern, dass die Lösung brennender Probleme nicht auch in Zukunft von politischen Konflikten im Rathaus blockiert wird?
Hudeček: Sehen wir es pragmatisch. Alle Parteien, die in der Stadtvertretung in der Lage sind, die „Prager Regierung“ zu stellen, haben das in dieser Wahlperiode bereits versucht. Ich glaube, dass wir daraus alle etwas gelernt haben. Vernunftehen halten manchmal ewig, die große Liebe endet hingegen oft tragisch. Prag hat jetzt gerade eine Menge Probleme, die nicht die Politik lösen wird, sondern die Arbeit an ihnen.

Bereits im nächsten Jahr werden die Prager eine neue Vertretung wählen. Wenn Sie drei Dinge aussuchen dürften, die in dieser kurzen Zeit realisiert werden können, welche wären das?
Hudeček: Wir müssen die Finanzierung des Fuhrparks der Verkehrsbetriebe klären, die Bauarbeiten am Tunnelkomplex Blanka beenden und die U-Bahn-Linie A von Dejvice bis Motol verlängern. Uns stehen noch weitere umfangreiche Investitionen im Verkehrswesen bevor, wir müssen eine Lösung für die Kläranlage in Troja finden und es gibt noch mehr Dinge, um die wir uns kümmern müssen. Das sind durchweg Probleme, die wir übernommen haben. Wir haben natürlich auch ein paar eigene Prioritäten… (denkt nach). Lesen Sie am besten unser Programm „500 Tage für Prag“, dort finden Sie alle!