Das weiße Gold

Das weiße Gold

In tschechischen Skigebieten wird in den Ausbau von Liftanlagen investiert

14. 11. 2012 - Text: Bernd RudolfText: Bernd Rudolf; Foto: APZ

Der Winter steht vor der Tür und auch in diesem Jahr werden wieder Hunderttausende von Ski- und Snowboardbegeisterten in die tschechischen Berge strömen, um sich auf den Pisten der böhmischen und mährischen Mittelgebirge auszutoben. Noch vor 15 Jahren galten die hiesigen Skigebiete als technisch rückständig und nur für hartgesottene Fans geeignet. Doch in den vergangenen Jahren wurde in den Aus- und Neubau der Liftanlagen in fast allen Regionen kräftig investiert. Laut Angaben des Verbandes der Liftbetreiber (ALDR) wurden 2011 rund 800 Millionen Kronen (31,4 Millionen Euro) investiert. In diesem Jahr waren es rund 760 Millionen Kronen (29,8 Millionen Euro). „Damit tragen die Skigebiete dem Trend Rechnung, dass es viele Landsleute vorziehen, in den heimischen Bergen zu bleiben“, heißt es in der Pressemeldung des Verbandes. Laut Aussage des Verbandspräsidenten handelt es sich dabei um langfristige Investitionen. Mittlerweile ist der Wintertourismus ein nicht zu unterschätzender Wirtschaftsfaktor. Zwar liegt der Anteil mit 3,5 Prozent am Bruttoinlandsprodukt noch deutlich unter dem von Österreich (15,4 Prozent), doch mittlerweile ist der Sektor in Tschechien so interessant, dass auch ausländische Investoren die böhmisch-mährischen Berge als lukrative Anlagemöglichkeit entdeckt haben.

Neue Betreiber
Ab dem 15. November dieses Jahres unterhalten und betreiben die slowakische Gesellschaft „Tatra Montain Resorts“ zusammen mit der tschechischen „Snowhill AG“ die Lifte und Pisten im wohl bekanntesten und größten Areal des Landes: in Špindlerův Mlýn (Spindlermühle). Anfang November hatten der bisherige Betreiber, der Verband für Sport und Körperertüchtigung (ČSTV) und die beiden Unternehmen einen Pachtvertrag mit einer Laufzeit von 20 Jahren unterzeichnet.

Laut Vertrag verpflichten sich die neuen Verantwortlichen, innerhalb der nächsten 20 Jahre insgesamt 800 Millionen Kronen zu investieren. Die jährliche Pachtgebühr beträgt 40 Millionen Kronen (1,5 Millionen Euro). Bereits im vergangenen Jahr hatten die alten Eigentümer 33 Millionen (1,3 Millionen Euro) in das Skigebiet gesteckt. Trotz dieser hohen Investitionssumme erwirtschafte der ČSTV in der Saison 2011/2012 einen Gewinn von 34,2 Millionen Kronen (1,34 Millionen Euro). Das sind 28 Prozent mehr als in der Vorsaison.

Die Betreiberfirma des Skiressorts Janské Lázně (Johannisbad) „Mega Plus“ hat in diesem Jahr nicht nur kräftig investiert, sondern auch expandiert und das Skigebiet Pec pod Sněžkou für 20 Jahre mit einer Option auf weitere 20 Jahre gepachtet. „Das jährlich anfallende Entgeld beträgt 15 Millionen, die vertraglich zugesicherte Investitionssumme 350 Millionen Kronen“, erklärt der Geschäftsführer von Mega Plus, Petr Hynek. In diesem Jahr können Skifahrer mit einer einzigen Karte fünf verschiedene Skigebiete (Černá hora, Černý Důl, Svoboda nad Úpou, Pec pod Sněžkou und Velká Úpa) nutzen.

Starke Konkurrenz
Einen regelrechten Wandel hat in den letzten 20 Jahren die kleine Böhmerwaldgemeinde Lipno erfahren. Obwohl das Skigebiet bereits heute bestens ausgestattet ist, wurden auch für diese Saison keine Kosten und Mühen gescheut. „Wir haben im Jahr 2011 rund 5 Millionen Kronen investiert, in diesem Jahr waren es bereits 15 Millionen,“ erklärt der Marketingleiter von Lipnoservice, Jiří Falout. Über den Gewinn im abgelaufenen Geschäftsjahr wollte er sich nicht äußern.

Nach Angaben des Verbandes der Liftbetreiber strömten im vergangenen Jahr mehr als 3,2 Millionen Ski- und Snowboardfahrer in die tschechischen Mittelgebirge. Damit konnte das Niveau des Vorjahres trotz Wirtschaftskrise gehalten werden.

Doch die Konkurrenz schläft nicht. Mit attraktiven Preisen und aggressiver Werbung hatten die Alpenregionen in den letzten Jahren verstärkt auf tschechische Gäste gezielt. Damit die Skifahrer im Land bleiben, startete der ALDR in Zusammenarbeit mit der staatlichen Tourismusagentur (CzechTourism) vor zwei Jahren eine breit angelegte Werbekampagne. Ziel war es, auf den deutlich besser gewordenen Service und die Qualität der Lifte und Pisten zu günstigen Preisen aufmerksam zu machen. In dieser Saison sollen auch vermehrt ausländische Gäste angesprochen werden. Der Fokus wird vor allem auf Touristen aus Polen und Deutschland gelegt. „Wir werden auch in diesem Jahr den Winterurlaub in Tschechien unterstützen und vor allem Familien mit Kindern ansprechen“, erklärt Rostislav Vondruška von CzechTourism.