Chinesische Kur

Chinesische Kur

Premier Sobotka reist nach Asien – und bringt vielversprechende Verträge mit nach Hause

22. 6. 2016 - Text: Corinna AntonText: ca/čtk; Fotos: Úřad vlády ČR und Pasohlávky

Es muss das pure Vergnügen für tschechische Politiker sein, wenn sie zu Amtsbesuchen nach China reisen dürfen. Sie werden freundlich empfangen („Sie sind ein Freund unseres Volkes“, soll der chinesische Präsident zu Premier Bohuslav Sobotka gesagt haben, schrieb „idnes“), dürfen von Koalitionskrisen entspannen („Sobotka spielte in Peking Fußball“, titelte „novinky.cz“) und in der Heimat erwartet man von ihnen nicht, wie zum Beispiel von deutschen Kollegen, dass sie auf lästigen Menschenrechtsfragen herumreiten. Ihre wichtigste Mission ist offenbar, Deals für die Wirtschaft auszuhandeln. Und das gelingt ihnen derzeit ziemlich gut.

So brachte Sobotka diesmal unter anderem die Nachricht mit nach Hause, dass die Industrial and Commercial Bank of China – eine der größten Banken der Welt – eine Zweigstelle in Prag eröffnen werde. Mehrere Experten hierzulande äußerten sich postwendend: Das steigende Engagement chinesischer Banken auf dem tschechischen Markt trage dazu bei, den Handel zwischen beiden Ländern auszuweiten und sei die Grundlage für weitere chinesische Investitionen in Mitteleuropa. Auch die Bank of China hat bereits eine Filiale in Tschechien eröffnet. Außerdem verhandelt Tschechien mit den Geldhäusern China Develop­ment Bank und China Con­struction Bank über eine künftige Zusammenarbeit.

Gut 700 Einwohner zählt Pasohlávky. Künftig sollen auch chinesische Touristen kommen.

Ein weiteres Ergebnis der Reise soll den Kurtourismus in Südmähren ankurbeln. Vertreter des Unternehmens Thermal Pasohlávky schlossen am Freitag in China eine Vereinbarung mit der chinesischen Baugesellschaft Risesun, die das Kur­zentrum der Stadt ausbauen wird. Kreishauptmann Michal Hašek (ČSSD) war bei der Unterzeichnung ebenso dabei wie sein Parteikollege Sobotka. Auf einer etwa 20 Hektar großen Fläche soll in Pasohlávky ein neues Kurbad entstehen. Vorgesehen sind zwölf Objekte, darunter auch ein Pavillon, in dem traditionelle chinesische Medizin angeboten wird, und ein Rehabilitations-Institut. Die Kosten werden voraussichtlich etwa zwei Milliarden Kronen betragen. Laut Hašek könnte die Anlage bis 2019 fertig werden. Es sollen mindestens 500 Arbeitsplätze enstehen.

Die Gesellschaft Thermal Pasohlávky wurde vom Kreis Südmähren und der Gemeinde Pasohlávky gegründet. Risesun wiederum handelt im Auftrag der Regierung der chinesischen Partnerprovinz des südmährischen Kreises. Hašek zufolge wird ein „einmaliges Erholungszentrum“ entstehen, das Platz für bis zu 2.000 Gäste bietet. Laut Sobotka werden darunter sowohl einheimische Besucher sein als auch chinesische Touristen. Der Premier sieht in dem Projekt einen Beweis dafür, dass die tschechisch-chinesische Zusammenarbeit auf regionaler Ebene funktioniere. Fast alle Kreise hierzulande haben in der Volksrepublik eine Partner­provinz.