Birnen statt Raps

Birnen statt Raps

Ministerium will den einheimischen Obst- und Gemüseanbau fördern

13. 2. 2013 - Text: Ivan DramlitschText: id/čtk; Foto: birgitH/pixelio.de

Tschechien ist ein fruchtbares Land, dennoch muss man sehr viel Obst und Gemüse aus dem Ausland holen. Das gilt gerade auch für Sorten, die traditionell in Böhmen und Mähren angebaut werden. Nach Angaben des Tschechischen Statistikamtes (ČSÚ) wurde im vergangenen Jahr Obst und Gemüse im Wert von 22,5 Milliarden Kronen (ca. 900 Millionen Euro) eingeführt. Die häufigsten Herkunftsländer sind Spanien, Niederlande, Italien, Deutschland und Polen.

Zwar ist der Anteil der Südfrüchte am Import bedeutend, doch werden im großen Maße auch traditionelle mitteleuropäische Sorten eingeführt, da die eigene Produktion den Bedarf nicht decken kann. „Bei den heimischen Obstsorten schätze ich die Selbstversorgungsquote auf 40 Prozent“, erklärt Martin Ludvík, Vorsitzender des tschechischen Obstbauverbandes. Bei Birnen liegt seinen Angaben zufolge diese Quote lediglich bei 20 Prozent. „Das ist schon ein trauriger Zustand. Immerhin handelt es sich um eine bei uns traditionell angebaute Sorte“, so Ludvík. Ähnliches gelte für Pflaumen, Pfirsiche oder Aprikosen.

Leute essen weniger Äpfel
Der Obstverbrauch geht hierzulande zurück, in den vergangenen drei Jahren sank er um 13 Prozent. Am stärksten betraf dies den Apfelverzehr. Darunter leiden vor allem die heimischen Produzenten, denn gleichzeitig verzeichnete der Apfelimport im vergangenen Jahr einen Rekordwert. Insgesamt bleibt die Frucht mit 30 Prozent Marktanteil die beliebteste Obstsorte.   

Die Anbaufläche für Gemüse ist in den vergangenen zehn Jahren um nahezu 30 Prozent geschrumpft und beträgt derzeit 9171 Hektar. Der Import ist gleichzeitig um rund 50 Prozent gestiegen, mittlerweile stammen rund zwei Drittel des in Tschechien verzehrten Gemüses aus dem Ausland. Die Situation habe sich vor allem seit dem EU-Beitritt verschlechtert, da in zahlreichen Mitgliedsländern der Anbau stärker gefördert würde, kritisieren Gemüsebauern. Hinzu kommt, dass es im Lande deutlich an Verarbeitungskapazitäten für Obst und Gemüse mangele. Neben dem bekannten Prager Tiefkühlbetrieb in Mochov haben auch wichtige Verarbeitungsbetriebe in Litoměřice, Kunovice und Olomouc ihre Produktion eingestellt.

Um diesem ungünstigen Trend entgegenzuwirken, will das Landwirtschaftsministerium ab 2014 die Subventionsregeln neu gestalten. Dadurch soll erreicht werden, dass die landwirtschaftlichen Betriebe sich neben dem heute dominierenden Getreide und Raps vermehrt dem Obst- und Gemüseanbau widmen. Dieser ist unter anderem arbeitskraftintensiver und könnte dadurch im ländlichen Raum auch Arbeitsplätze schaffen.

Die Landwirte begrüßen diese Pläne. „Es ist wichtig, dass diese Vorschläge in die entsprechenden Gesetze eingearbeitet werden, die die zukünftige gemeinsame EU-Landwirtschaftspolitik auf dem Gebiet Tschechiens regeln wird“, so Verbandschef Ludvík. Für die Obstbauern seien dabei vor allem eine Investitionsförderung sowie Anreize zur Gründung von Vertriebs- und Verarbeitungsbetrieben wichtig.