Bilder aus schweren Zeiten
Die Leica Gallery präsentiert sozialkritische Fotografien aus den 20er und 30er Jahren
10. 10. 2012 - Text: Stephanie GerberText: Stephanie Gerber; Foto: LG
Noch bis 28. Oktober ist in der Leica Gallery die Ausstellung „Neúprosné světlo: Sociální fotografie v meziválečném Československu“ („Unerbittliches Licht: Soziale Fotografie der Zwischenkriegs-Tschechoslowakei“) zu sehen. Die Sammlung umfasst Werke verschiedener Fotografen aus der Tschechoslowakei der Zwischenkriegszeit. Darunter befinden sich beispielsweise Tibor Honty, Irena Blühová oder Oldřich Straka. Die Künstler waren oft von kommunistischen und anderen linken Bewegungen geprägt. Die „Levá fronta“ („Linke Front“) wurde 1929 von tschechischen links-liberalen Intellektuellen gegründet. Sie hatte sich primär zur Aufgabe gemacht, die sozialistische Kultur zu fördern und den ausbeuterischen Charakter des Kapitalismus aufzuzeigen und an den Pranger zu stellen. Auch in der Slowakei gab es mit der „Sociofoto group“ eine ähnliche Organisation, die in der Zeit von 1933 bis 1937 aktiv war.
Lebhafte Zeugnisse
Zu sehen sind Szenen des alltäglichen Stadt- und Landlebens. Im Zentrum der Darstellungen stehen die oft schwierigen Umstände der unteren Bevölkerungsschichten. Man kann auf den Werken mitunter auch einige Prager Sehenswürdigkeiten erkennen – so zum Beispiel auf einem Abzug das prächtige Nationaltheater, vor dem sich eine ärmliche Frau auf einem Kohlewagen befindet. Fotografiert wurde diese Szene 1934 von Oldřich Straka, der während der großen Depression als Fotoreporter für verschiedene Zeitungen gearbeitet hat.
Alle Exponate sind thematisch und nach Autoren geordnet, am Ende der Schau kann sich der Besucher einem schwarz-weiß Stummfilm mit Szenen aus der Goldenen Stadt im Jahr 1934 widmen. Gezeigt werden darin unter anderem Aufnahmen vom Bau der Straßen, Alltagsszenen auf dem Wenzelsplatz sowie die historischen Straßenbahnen. Die Exposition unter Leitung von Kurator Pavel Vančát zeigt in beeindruckender Weise, wie lebhaft historische Fotografien einen bedeutenden Zeitabschnitt der europäischen Geschichte auch für das „heutige Auge“ darzustellen vermögen.
Neúprosné světlo: Sociální fotografie v meziválečném Československu, Leica Gallery (Školská 28, Prag 1), geöffnet: Mo.–Fr. 7–21 Uhr, Sa./So. 14–20 Uhr, Eintritt: 70 CZK (ermäßigt 40 CZK), bis 28. Oktober 2012
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