Betrug mit Gebrauchtwagen

Betrug mit Gebrauchtwagen

Handelsinspektion warnt vor manipulierten Tachoständen

2. 4. 2015 - Text: Corinna Anton

Wer sich in Tschechien einen Gebrauchtwagen kauft, der sollte besser zweimal hinsehen: Knapp zwei Drittel aller Händler verstoßen gegen gesetzliche Vorschriften. Das teilte die staatliche Handelsinspektion (ČOI) am Montag mit. Von 84 Verkäufern, die von den Kontrolleuren Ende des vergangenen Jahres in Stichproben überprüft wurden, hatten sich 53 nicht an die Regeln gehalten. Negativer Spitzenreiter waren der Mährisch-Schlesische Kreis und der Kreis Olomouc. In den beiden Regionen wurden insgesamt 13 Händler kontrolliert, von denen zwölf gegen die Gesetze verstoßen hatten. Manipuliert wurde vor allem beim Kilometerstand. Der Minister für Industrie und Handel Jan Mládek (ČSSD) fordert deshalb, dass Veränderungen am Tacho – wie in Deutschland oder den USA – als Straftat gelten sollen.

ČOI-Direktor Mojmír Bezecný bezeichnete die Ergebnisse als alarmierend: „Wenn Verbraucher sich nicht vorher nach den vollständigen Informationen erkundigen und mit allen verfügbaren Mitteln überprüfen, ob sie stimmen, kann es sein, dass sie einen Wagen kaufen, der um einiges verschlissener ist als sie auf Grundlage der Informationen, die sie von den Händlern bekommen, annehmen.“ Konkret fanden die Inspekteure zum Beispiel einen Kombi, dessen Tacho 138.200 Kilometer anzeigte. Gutachtern zufolge hätte der Stand aber etwa 335.400 bis 347.865 Kilometer betragen müssen.

Die Vereinigung der Gebrauchtwagenverkäufer (APPAA) wehrt sich gegen eine pauschale Verurteilung ihres Gewerbes. Ihren Angaben zufolge gibt es in Tschechien etwa 850 Händler. „Von Seiten der ČOI und des Ministeriums für Industrie und Handel kommt es nur zu verbalen Erklärungen, aber faktisch passiert auf der Ebene der Legislative überhaupt nichts“, kritisiert der APPAA-Vorsitzende Petr Přikryl. Seiner Meinung nach überträgt der Staat den Händlern die gesamte Verantwortung, räumt ihnen aber keine Kontrollmöglichkeiten ein. So können sie zum Beispiel keine Informationen direkt vom Hersteller oder Importeur anfordern und haben keinen Zugriff auf das Fahrzeugregister. Die großen Gebrauchtwarenhändler wollen einer Selbsterklärung zufolge beim Kampf gegen Tacho-Manipulationen und andere Arten von Betrug helfen.