Befreiungsschlag mit Signalwirkung

Befreiungsschlag mit Signalwirkung

Bohemians Prag verschaffen sich Luft im Abstiegskampf

12. 3. 2015 - Text: Stefan WelzelText: sw/čtk; Foto: bohemians.cz

Sie können sich doch noch selbst für eine gute Leistung belohnen. Die Bohemians Prag 1905 warteten seit dem Heimerfolg gegen České Budějovice am 4. Oktober rund fünf Monate auf ihren sechsten Saisonsieg – bis zum vergangenen Samstag. Mit 3:1 bezwang der Kultverein aus Vršovice den 1. FK Příbram. Der 19. Spieltag der Synot Liga verlief auch für Sparta Prag nach Plan. Im „kleinen Derby“ beherrschte der Rekordmeister den Stadtrivalen Dukla fast nach Belieben und fügte ihm mit 3:0 die erste Niederlage in diesem Frühjahr zu.

Für die Bohemians waren es äußerst wichtige drei Punkte, die das Team im heimischen Ďolíček-Stadion einfuhr. Der Abstand auf die Abstiegsplätze verdoppelte sich damit auf sechs Zähler.

„Wir hatten die Partie jederzeit sehr gut im Griff. Wichtig war, dass wir den läuferischen Aufwand nicht gescheut haben und geduldig geblieben sind“, erläuterte Cheftrainer Roman Pivarník die Schlüsselfaktoren für den lang ersehnten Erfolg. Den letzten beiden Punkten konnte der neutrale Beobachter durchaus zustimmen. Ob die Bohemians das Spiel aber wirklich so gut unter Kontrolle hatten, wie der 48-Jährige den Reportern gegenüber glauben machen wollte, darf bezweifelt werden.

Labile Souveränität
Nach einer Ecke drückte Verteidiger Aleš Škerle den Ball aus kurzer Distanz über die Linie. Es lief die zwölfte Minute und die Bohemians erzielten ihr erstes Tor in der Rückrunde. Danach spürte man, welche Last den Spielern von den Schultern fiel. Das Team kreierte einige gute Chancen und spielte beinahe wieder wie im Herbst 2014. Damals lag der Verein zwischenzeitlich auf Europapokal-Kurs. Warum die Grün-Weißen diesen Weg aus den Augen verloren haben, offenbarte sich in der 35. Minute. Völlig unnötig und in der besten Phase ihres Spiels ließen sie den Ausgleich durch Příbrams einzigen nominellen Stürmer Roman Bednář zu. Eine kollektive Konzentrationslücke und vorbei war es mit der Souveränität.

Nur gut, dass der Gegner den Bohemians kurz nach der Pause wieder auf die Beine half. Příbrams Tomáš Zápotočný fällte Matúš Mikuš als letzter Mann im 16-Meter-Raum. Den Strafstoß vergab Neuzugang Marek Jarolím zwar, doch die Prager konnten fortan vierzig Minuten lang in Überzahl spielen. Bis zur 73. Minute half dies gegen einen gut verteidigenden Gegner wenig, ehe Kapitän Josef Jindřišek nach einer hervorragenden Einzelaktion von Jhon Mosquera das 2:1 erzielen konnte.

Mikuš machte zehn Minuten später seinen Fehlschuss vom Elfmeterpunkt wieder gut und markierte den Treffer zum Endresultat. „Mit einem Mann weniger wurde es ziemlich schwer, unser Spiel aufzuziehen. Doch letztendlich muss man zugeben, dass die Bohemians aufgrund des deutlich höheren Anteils an Ballbesitz verdient gewonnen haben“, zeigte sich Příbrams Trainer Pavel Tobiáš als fairer Verlierer. Für die Bohemians kam der Erfolg einem Befreiungsschlag gleich. Ob er für das Team Signalwirkung hat, zeigt sich kommenden Sonntag beim nächsten Duell gegen einen Abstiegskandidaten in Hradec Králové.

In gänzlich anderen Sphären der Tabelle bewegt sich Sparta Prag. Beim 3:0 über Stadtrivale Dukla zeigte der Rekordmeister eine bestechende Leistung und versöhnte die über 8.000 Fans in der Generali-Arena mit dem etwas blutleeren Auftritt einen Spieltag zuvor gegen Baník Ostrava (1:1). Die technisch überlegenen Spartaner gewannen dank Treffern von Bořek Dočkal und Ladislav Krejčí sowie einem Eigentor von Duklas Lukáš Štetina zwar die Partie, verloren aber aufgrund einer Knieverletzung Nationalverteidiger Pavel Kadeřábek für einige Wochen. Beim Spitzenspiel am kommenden Samstagabend gegen den Drittplatzierten aus Jablonec wird er genauso fehlen wie der gelbgesperrte Nhamoinesu Costa.

Prags vierter Verein Slavia hatte spielfrei. Sein Duell gegen Tabellenführer Pilsen wurde verschoben, da zahlreiche Viktoria-Spieler mit grippalem Infekt im Bett bleiben mussten. Als Nachholtermin wurde der 18. März bekanntgegeben.