Bald nur noch im Museum?
Urlauber verschicken immer weniger Postkarten – Verkauf drastisch eingebrochen
28. 1. 2016 - Text: Franziska NeudertText: fn/čtk; Foto: Ladislav Renner
Kein Urlaub ohne Postkarte? Das ist wohl Geschichte, denn Ansichtskarten kommen zunehmend aus der Mode. Ihre größten Feinde sind das Internet und teure Briefmarken. Laut Marcel Goetz, der jedes Jahr einen Wettbewerb um die schönste Ansichtskarte Tschechiens organisiert, sei der Verkauf in den vergangenen 20 Jahren um bis zu 90 Prozent zurückgegangen.
Goetz gibt seit 1992 selbst Postkarten heraus. Damals eröffnete er in České Budejovice ein Tourismusbüro und gründete den Verband der tschechischen Tourismus- und Informationszentren mit. „Die Karte gehört zu den ältesten Souvenirs und ich schätze sie sehr, leider befindet sie sich derzeit in einer großen Krise“, sagt Goetz. In Bezug auf Fotografie und Bildverarbeitung zählten tschechische Postkarten weltweit zu den besten, meint er. „Wir haben ausgezeichnete Fotografen.“ Außerdem gebe es hierzulande viele kleine Postkartenhersteller, deren Anzahl sich nur schwer schätzen lasse.
Am Leben hielten die Postkarte vor allem ältere Touristen und Sammler, so Goetz. „Sie tauschen Karten mit Menschen auf der ganzen Welt. Ich denke, das ist für Tschechien eine gute und auch günstige Werbung. Leider haben wir eine solche Werbung durch die Briefmarkenpreise praktisch unmöglich gemacht.“ Innerhalb des Landes beträgt das Porto derzeit 13 Kronen, innerhalb der EU 25 und außerhalb Europas 30 Kronen.
Teurer geworden sind auch die Karten. Lange kosteten sie in der Regel fünf Kronen (etwa 18 Cent), zuletzt konnte sich dieser Preis aber kaum noch halten. Vor dem Jahr 2000 belieferte Goetz Kioske noch mit Postkartensets, die etwa 100 Stück beinhalteten. Später waren es nur noch 50 Exemplare; inzwischen verkauft er deutlich geringere Mengen.
Goetz würde Postkarten ungern nur im Museum als ein Souvenir anschauen, das es nicht mehr gibt. Er befürchtet jedoch, dass die von der Regierung geplante elektronische Erfassung der Umsätze die Postkarte gänzlich verdrängen könnte. „Für Informationsbüros wird es schwierig, viele kleine Artikel elektronisch zu erfassen. Wir werden dieses Sortiment wohl abschaffen und durch kostenlose Werbeartikel ersetzen“, meint Goetz.
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