Auf Flüssen, Kanälen und offener See

Auf Flüssen, Kanälen und offener See

Václav Hollars Druckgrafiken geben einen Einblick in die Welt der Schifffahrt

28. 1. 2015 - Text: Stefan WelzelText: Stefan Welzel; Bild: Narodní galerie v Praze

Er gehört zu den bedeutendsten europäischen Malern und Kupfer­stechern des 17. Jahrhunderts: Václav Hollar (1607–1677). Aufgrund ihres außerordentlichen Detailreichtums faszinieren seine Radierungen und Grafiken das Fach- wie Laienpublikum bis heute. Der gebürtige Prager, der schon in jungen Jahren seine vom Dreißigjährigen Krieg geplagte Heimat in Richtung Rheinland, Niederlande und England verließ, wurde vor allem für seine Stadt- und Landschaftsansichten berühmt. Im Schwarzenberg-Palais sind nun die Zeugnisse seiner Faszination für die Schifffahrt zu bestaunen.

Über Hollars Privatleben weiß die Nachwelt relativ wenig. Mit 20 Jahren zog es ihn nach Frankfurt am Main, wo er bei Matthäus Merian das Handwerk des Kupferstechers erlernte. Es folgten Reisen quer durch Europa – nicht selten auf Flüssen, Kanälen und der offenen See. Es war aber nicht nur die Abenteuerlust, die den Böhmen in die Fremde zog. In Thomas Howard, einem englischen Grafen und Diplomaten, fand er einen langjährigen Mäzen und Auftraggeber, dem er nach London und damit ins Zentrum der damals größten Seestreitmacht der Welt folgte.

Nicht zuletzt dort entstanden viele seiner Schiff-Darstellungen, die vor allem Historiker entzücken. Das Segelschiff war zu Hollars Lebzeiten das wichtigste und effizienteste Fortbewegungsmittel, wenn es um das Zurücklegen von großen Distanzen ging. Die Radierungen sind mit derartiger Genauigkeit angefertigt worden, dass man darauf auch die kleinsten Gebrauchsgegenstände entdecken kann. Somit werden das Arbeiten an Deck, technische Entwicklungen oder auch Seemanöver von vor über 350 Jahren lebendig. Unter anderem ist es Künstlern wie Hollar zu verdanken, dass man sich heute ein derart genaues Bild von jener Epoche machen kann. Von seinen Boot-Motiven dürften die „Drei Schiffe in rauer See“ oder „Die Handelsküvette in Antwerpen“ einem breiteren Publikum bekannt sein.

Hollars Lebenswerk umfasst rund 3.000 Radierungen und 2.700 Druckplatten für Stiche. Als einer der ersten brachte er die Technik der Farbradierungen auf die britischen Inseln. Auf dem Prager Hradschin ist eine kleine, aber feine Auswahl seiner Radierungen zu sehen. Dennoch dürfte sie Fans der Nautik genauso in den Bann ziehen wie solche der Kunst der Spätrenaissance und des (Früh-)Barock.

Václav Hollar: Schiffe. Schwarzenberg-Palais (Hradčanské náměstí 2, Prag 1), geöffnet: täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr, Eintritt: 150 CZK (ermäßigt 80 CZK), bis 19. April, www.ngprague.cz