„Auf die Qualität der Songs kommt es an“

„Auf die Qualität der Songs kommt es an“

Als Double für Wolfgang Petry wurde Denny Schönemann bekannt. Nun interpretiert er eigene Lieder auf Tschechisch

27. 11. 2013 - Interview: Franziska Neudert

Seitdem Denny Schönemann seine Liebe zur Musik Wolfgang Petrys entdeckte, tritt er erfolgreich als dessen Double auf. Mittlerweile, nach 13 Jahren, verfasst der in Könnern (Sachsen-Anhalt) lebende Musiker auch eigene Lieder. Im August erschien seine erste offizielle Single „Ganz egal was kommt, ich bleib“ gleich in drei Sprachen: Deutsch, Englisch und Tschechisch. Mit PZ-Redakteurin Franziska Neudert sprach der 33-Jährige über die Schwierigkeit, tschechische Texte zu verfassen, verkannte Schlagermusik und sein Publikum.

Wie kommen Sie eigentlich dazu, auf Tschechisch zu singen?

Denny Schönemann: Seit 2002 bin ich mit meiner Frau Alena verheiratet. Sie stammt aus Mimoň nahe Česká Lípa. Wir kennen uns schon seit dem Kindesalter. Anfänglich konnten wir beide nicht die jeweilige Sprache des anderen, aber wir kommunizierten über Briefe, die ihr Vater ins Deutsche oder umgekehrt auch ins Tschechische übersetzte. Inzwischen sprechen wir beide Sprachen.

Trotzdem, Sie könnten ja genauso gut nur deutsche Lieder produzieren.

Schönemann: Seit ich Tschechisch spreche, versuche ich in dieser Sprache zu singen. Vor zwei Jahren habe ich meinen Song „Tento Sen“ versuchsweise auf YouTube gestellt. Die Resonanz, die ich erhielt, war überwältigend. Im Tschechischen Fernsehen habe ich in der Rubrik „Bester YouTube-Hit“ den sechsten Platz belegt. In diesem Jahr habe ich mich schließlich entschlossen, meine erste offizielle Single auch auf Tschechisch zu produzieren. Den Text habe ich allerdings von Muttersprachlern schreiben lassen.

Wie funktioniert das Schreiben und Übersetzen?

Schönemann: Es entsteht immer zuerst der deutsche Text und dann der tschechische. Das ist gar nicht so einfach. Eine Eins-zu-eins-Übersetzung funktioniert ja leider nicht, da sich die gleichen Wörter in der anderen Sprache nicht reimen. Ich habe aber tschechische Muttersprachler, die mir helfen. Denen lasse ich beim Texten relativ freie Wahl, solange das Thema das gleiche bleibt.

Gibt es einen Unterschied zwischen dem deutschen und dem tschechischen Publikum? Wo kommen Sie besser an?

Schönemann: Genau diese Frage möchte ich irgendwann einmal beantworten können. Ich habe aktuell nur Auftritte in Deutschland. Bisher ist lediglich ein Song in Tschechien veröffentlicht worden. In den letzten Monaten habe ich viel Fanpost aus Tschechien bekommen, in der ich gefragt werde, wann ich denn ein Konzert geben würde. Leider habe ich keine Kontakte zur tschechischen Musikbranche, um so ein Konzert auf die Beine stellen zu können.

Wer sind Ihre Fans?

Schönemann: Bei meinen Auftritten in Deutschland habe ich festgestellt, dass vorwiegend Menschen ab 40 Jahren kommen. Aus Tschechien erhalte ich derzeit Fanpost von ganz unterschiedlichen Altersgruppen, das reicht von 14 bis 60 Jahre.

Welche Musik ist in Tschechien beliebter: Ihre deutsche oder Ihre tschechische?

Schönemann: Die Kommentare unter meinen Musikvideos sind sehr unterschiedlich. Während die junge Generation eher die englische Fassung mag, fasziniert die ältere vor allem die tschechische. Auch in Deutschland mögen viele die tschechische Version.

Sie treten als Wolfgang-Petry-Double auf – wie kam es dazu?

Schönemann: Ich bin seit 1998 großer Wolfgang-Petry-Fan und habe mir damals eine Kaltwelle machen lassen, um meinem Idol ähnlich zu sehen. In der Schule hatte ich Klavierunterricht und bei Familienfeiern habe ich öfters Songs von Wolfgang Petry gesungen. Ein großer Veranstalter buchte mich dann im September 2000 anlässlich eines Oktoberfests mit über 5.000 Gästen, bei dem unter anderem Achim Mentzel und DJ Ötzi auftraten. Das war quasi die Geburtsstunde meiner Doubleshow von Wolfgang Petry.

Obwohl Petry 2006 seine musikalische Karriere beendet hat, haben Sie nie daran gedacht, mit den  Double-Shows aufzuhören?

Schönemann: Vor sechs Jahren habe ich mit dem Gedanken gespielt. Ich wollte mit eigenen Songs auftreten und habe das auch der Presse mitgeteilt. Aber dann bekam ich weiterhin viel Post von Fans und Anfragen von Veranstaltern. Also entschied ich mich, mit der Double-Show weiterzumachen. Heute bin ich froh darüber, da ich meine Songs während meiner Wolfgang-Petry-Show als Denny S. promoten kann. Als neuer Künstler ist es nämlich nicht einfach auf dem Markt.

Wie sehen Ihre zukünftigen Pläne aus? Gibt es eine Tour durch Tschechien?

Schönemann: Momentan plane ich natürlich den einen oder anderen Auftritt auch in Tschechien. Die Hürde besteht, wie schon gesagt, beim Kontakt zu den entsprechenden Leuten, die in der Lage sind, solch ein Konzert zu organisieren.

Was halten Sie denn eigentlich von der zeitgenössischen Musik, vor allem vom gegenwärtigen Schlager?

Schönemann: Es kommt nicht auf die Musikrichtung an, sondern auf die Qualität der Songs. Das Wort Schlager wird leider sehr oft mit Volksmusik verwechselt. Während beim Schlager Gitarren den Sound bestimmen, sind es in der Volksmusik die Blasinstrumente. Ich sehe mich als Schlagersänger. Volksmusik hingegen machen beispielsweise Hansi Hinterseer oder die Wildecker Herzbuben.

Und wie stehen Sie zum tschechischen Schlager?

Schönemann: Tschechien hat großartige Künstler wie beispielsweise Karel Gott oder Helena Vondráčková hervorgebracht. Man muss diesen Stil nicht mögen, um zu erkennen, dass es sich bei diesen Interpreten um gute Musiker beziehunsgweise gut gemachte Musik handelt.

Mehr Informationen unter www.dennyschoenemann.de