Laufen, schießen, springen

Laufen, schießen, springen

Die Wintersport-Saison 2014/15 beginnt: Favoriten und Höhepunkte im Überblick (Teil 2)

27. 11. 2014 - Text: Marcus HundtText: Marcus Hundt; Foto: Oliver Kraus/FIS

Im Eisschnelllauf, Skispringen und im alpinen Skisport hat die Saison bereits begonnen. An diesem Wochenende kämpfen auch wieder Langläufer, Biathleten und Kombinierer um Weltcup-Punkte. Wie stehen dabei die Chancen für tschechische Sportler? Wer sind die großen Favoriten? Und welche Wettbewerbe kann man in Tschechien verfolgen? Eine kurze Vorschau:

Biathlon: Hohe Erwartungen
Keine andere Sportart hat in Tschechien in den zurückliegenden zwei Jahren auf der Beliebtheitsskala einen so großen Sprung nach vorn gemacht wie Biathlon. Das hat zum einen mit den Erfolgen der tschechischen Biathleten wie Gabriela Soukalová (Siegerin des Einzelweltcups 2013/14 und zwei olympische Silbermedaillen in Sotschi) und Ondřej Moravec (drei Olympiamedaillen in Sotschi, zweimal Gold bei der Sommer-WM 2014) zu tun. Zum anderen sorgte auch die Weltmeisterschaft 2013 im mährischen Nové Město für einen Popularitätsschub. Neben Soukalová und Moravec können sich in dieser Saison auch Michal Šlesingr und Veronika Vítková gute Chancen auf vordere Platzierungen ausrechnen. Eröffnet wird der Weltcup am Sonntag mit der Mixed-Staffel. Vor einem Jahr triumphierte Tschechien. Können die Biathleten diesen Erfolg wiederholen?

Saisonstart: Sonntag, 30. November in Östersund/SWE (Mixed-Staffel)
Höhepunkt: WM in Kontiolahti/FIN (3. bis 15. März)
Weltcup in Tschechien: Nové Město na Moravě (5. bis 8. Februar)
Favoriten: Emil Hegle Svendsen (NOR), Martin Fourcade (FRA) / Kaisa Mäkäräinen (FIN), Darja Domratschewa (BLR), Gabriela Soukalová (CZE)

Ski Alpin: Hoffen auf den Slalom
Slalomspezialistin Šárka Strachová (ehemals Záhrobská) gilt auch in dieser Saison als Tschechiens größte Hoffnung auf Podiumsplätze im alpinen Bereich. Ihre Ambitionen untermauerte die 29-Jährige aus dem Riesengebirge mit dem siebten Platz beim Slalom-Auftakt im finnischen Levi am dritten Novemberwochenende. Im Ziel lag sie eine Sekunde hinter der Drittplatzierten. „Ich habe ein gutes Gefühl: Ich kann das Tempo mitgehen und weiß, dass ich die anderen schlagen kann“, gab sich Strachová für die kommenden Rennen selbstbewusst. Bei den Herren ist Routinier Ondřej Bank ein Kandidat für vordere Platzierungen. Bislang konnte der 34-Jährige die Erwartungen noch nicht erfüllen: Beim Riesenslalom in Sölden schied er auf Platz 23 liegend im zweiten Lauf aus.

Nächste Rennen: Samstag, 29. November (Lake Louise/CAN – Abfahrt Herren, Aspen/USA – Riesenslalom Damen)
Höhepunkte: City Event in München (1. Januar), Alpine Ski-WM in Vail/USA (2. bis 15. Februar)
Weltcup in Tschechien: keine Veranstaltung
Favoriten: Marcel Hirscher (AUT), Aksel Lund Svindal (NOR) / Mikaela Shiffrin (USA), Anna Fenninger (AUT)

Skilanglauf: Bauer und die Jungen
Er ist immer noch dabei: Nach dem für ihn enttäuschenden Abschneiden bei den Olympischen Spielen in Sotschi wird Lukáš Bauer nun doch „noch eine Saison dranhängen“. Sein Fokus liegt dabei auf der Weltmeisterschaft in Falun, wo sich der Langstreckenspezialist mit einer Medaille vom Leistungssport verabschieden will. Für dieses Ziel verzichtet der 37-Jährige sogar auf die Tour de Ski, die er zweimal gewonnen hat, und auf das gemeinsame Training mit den anderen tschechischen Läufern. Die Mannschaft befindet sich derzeit im Umbruch: Die Alten (abgesehen von Bauer) haben abgedankt, nun greifen die „jungen Wilden“ namens Knop, Gräf und Kordač in das Weltcup-Geschehen ein. Bei den Damen will Eva Vrabcová-Nývltová an die beeindruckenden Ergebnisse der Vorsaison anknüpfen: Die Tour de Ski beendete sie als Achte, im olympischen Massenstartrennen über 30 Kilometer lief sie als Fünfte über die Ziellinie.

Saisonstart: Samstag, 29. November in Kuusamo/FIN (Sprint klassisch)
Höhepunkte: Tour de Ski (Etappenrennen, 3. bis 11. Januar), Nordische Ski-WM in Falun/SWE (18. Februar bis 1. März)
Weltcup in Tschechien: keine Veranstaltung
Favoriten: Martin Johnsrud Sundby, Petter Northug (NOR) / Marit Bjørgen, Therese Johaug (NOR), Justyna Kowalczyk (POL)

Nordische Kombination: Fokus auf Liberec
Bei Temperaturen von minus 15 Grad feierte Miroslav Dvořák zu Beginn dieses Jahres die größten Erfolge seiner bisherigen Karriere. Im russischen Tschaikowski landete er nach dem Springen und Laufen (Normalschanze/Großschanze) zweimal auf dem dritten Platz. Sein nächstes Ziel: ein Podestplatz in seiner Heimatstadt Liberec. Anfang Februar finden dort zwei Weltcup-Rennen statt. Für die meisten Kombinierer ist es die Generalprobe für die Weltmeisterschaft, für den 27-Jährigen ist das Heimspiel der absolute Saisonhöhepunkt.
Saisonstart: Samstag, 29. November in Ruka/FIN (Einzelrennen)
Höhepunkt: Nordische Ski-WM in Falun/SWE (18. Februar bis 1. März)
Weltcup in Tschechien: Liberec (7./8. Februar)
Favoriten: Eric Frenzel, Johannes Rydzek (GER), Jason Lamy Chappuis (FRA), Magnus Moan (NOR)

Snowboard: Starkes Trio
Mit Ester Ledecká, Eva Samková und Šárka Pančochová starten gleich drei Weltklasse-Athletinnen für den tschechischen Verband. Pančochová hat im vergangenen Winter den Weltcup in den Disziplinen Slopestyle (Hindernisparcours) und Freestyle gewonnen, bei den Olympischen Spielen in Sotschi allerdings Nerven gezeigt: Nachdem sie den ersten Lauf im Slopestyle-Finale als Schnellste beendet hatte, unterlief ihr im zweiten Durchgang ein Fahrfehler. Sie stürzte und kam als Letzte ins Ziel. Besser machte es Eva Samková, die im Alter von erst 20 Jahren olympisches Gold im Boardercross holte. Beeindruckend sind auch die Leistungen der zwei Jahre jüngeren Ester Ledecká: In der vergangenen Saison landete sie in allen Parellelrennen unter den Top Ten, stand dreimal auf dem Podest und beendete die Saison auf dem zweiten Platz der Gesamtwertung (Parallel). Die tschechischen Snowboard-Herren können davon nur träumen.
Saisonstart: Donnerstag, 4. Dezember in Cooper Mountain/USA (Halfpipe)
Höhepunkte: Snowboard-WM in Kreischberg/AUT (15. bis 25. Februar)
Weltcup in Tschechien: Špindlerův Mlýn (14. März, Slopestyle)

Premieren-Siege für Sábliková und Koudelka

Das zurückliegende Wintersport-Wochenende steckte aus tschechischer Sicht voller Überraschungen. Den Anfang machte Martina Sáblíková am Freitag beim Weltcup in Seoul: Zum ersten Mal seit November 2010 musste sich die dreifache Olympiasiegerin im Eisschnelllauf über 5.000 Meter geschlagen geben. Ganz oben auf dem Treppchen landete Claudia Pechstein, ganze 23 Jahre nach ihrem Weltcup-Debüt.

Für die zweite Überraschung sorgte Sáblíková am nächsten Tag: Gemeinsam mit Pechstein gab sie beim Massenstart-Rennen die Pace vor und feierte am Ende (nach 15 Runden) ihren Premieren-Sieg in dieser Disziplin. Der Berlinerin war auf der Zielgeraden die Puste ausgegangen, sie landete auf Platz sechs. Die dritte Überraschung kam ebenfalls aus dem Eisstadion in der südkoreanischen Hauptstadt: Die mehrfache Juniorenweltmeisterin Karolína Erbanová, die vor wenigen Tagen ihren 22. Geburtstag feierte, schaffte zum ersten Mal in ihrer Karriere bei einem Weltcup-Rennen den Sprung aufs Podest: Am Samstag kam sie über 500 Meter, am Sonntag über 1.000 Meter jeweils als Dritte ins Ziel. Doch die wohl größte Überraschung am vergangenen Sport-Wochenende ereignete sich nicht in Fernost, sondern im sächsischen Klingenthal, direkt an der tschechischen Grenze.

Beim Saisonauftakt der Skispringer flog Roman Koudelka ganz nach vorn und feierte den ersten Weltcup-Sieg seiner Karriere. Bereits beim Teamspringen (Tschechien landete beim Sieg der Deutschen auf Platz sechs) und in der Qualifikation zum Einzelspringen hatte der 25-Jährige mit den besten Sprüngen der Konkurrenz aufhorchen lassen. „Ich kann jetzt nicht sagen, dass ich nach dem Mannschaftsspringen nicht zumindest ein bisschen damit gerechnet hätte“, freute sich Koudelka. Nun darf er – auf jeden Fall bis zum nächsten Springen am Freitag im finnischen Kuusamo – das Trikot das Weltcup-Führenden tragen. „Für mich hat sich damit ein Lebenstraum erfüllt.“