Höchste Eisenbahn

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„Schwandorfer Resolution“ erhöht Druck auf Politik für eine schnellere Zugverbindung zwischen Tschechien und Bayern

25. 11. 2015 - Text: Klaus HanischText: Klaus Hanisch; Foto: APZ

Seit gut 150 Jahren gibt es eine Zugverbindung zwischen Bayern und Tschechien. Doch heute rolle der Personen- und Güterverkehr auf der Schiene kaum schneller als damals, schimpfen Politiker in Ostbayern. Uralte Strecken, keine Elek­trifizierung – seit Jahren rufen sie nach einer Schnellbahn.

Um ihrer Forderung mehr Nachdruck zu verleihen, verabschiedeten 26 Oberbürgermeister, Landräte und Abgeordnete nun die „Schwandorfer Resolution“. Darin stellen sie fest, dass nur ausgebaute Bahntrassen von Nürnberg und München bis Pilsen und Prag eine moderne Infrastruktur in ihrer Region schaffen. Zudem würden sie der Wirtschaft und Bevölkerung wesentliche Impulse geben.
Der ländliche Raum müsse endlich an die großen Metropolen angebunden werden, betonte der Landrat von Amberg-Sulzbach, Richard Reisinger (CSU), bei der Verkehrskonferenz. Franz Löffler (CSU), Bezirkstagspräsident der Oberpfalz, erklärte eine schnelle Bahnverbindung zur entscheidenden Lebensader.

Die lokalen Politiker stützen sich auf ein Gutachten, das einen deutlichen Kosten-Nutzen-Vorteil für den deutschen Teil der Strecke und für die Gesamtstrecke einschließlich des tschechischen Teils voraussagt. Mit Investitionen von knapp 500 Millionen Euro sei ein Nutzen von rund 743 Millionen Euro zu erzielen. Jährlich könnten künftig 1,6 Millionen Fahrgäste zwischen Nürnberg und Prag reisen.

Bisher fahren von Regensburg langsame Dieselloks in Richtung Tschechien, nach dem Ausbau sollen sie durch moderne Elektro-­Triebwagen abgelöst werden. Diese Fahrzeuge würden die Fahrzeit etwa zwischen München und Prag von 342 Minuten auf 258 Minuten reduzieren. Beim Güterverkehr wird mit doppelt so vielen Zügen, die über die Grenze fahren, gerechnet. Dies würde auch die regionale Wirtschaft begrüßen, die enttäuscht darüber ist, dass die Zugverbindung zwischen Bayern und Tschechien immer noch ungenügend sei.

Ein Zusammenschluss könnte gleich vier Metropolregionen miteinander verbinden: München, Nürnberg, Pilsen und Prag. Und in Zeiten knapper öffentlicher Kassen schaffe er Synergieeffekte bei Bau, Unterhalt und Betrieb. „Die Metropolen­bahn hat eine europäische Dimension, stellt sie doch eine zentrale Ost-West-Verbindung sicher“, heißt es in der „Schwandorfer Resolution“.

Offenkundiger Bedarf
Darin werden mehrere Forderungen aufgestellt: Die „Metropolenbahn“ zwischen München/Nürnberg, Amberg, Schwandorf, Pilsen und Prag soll als einheitliches Projekt behandelt und mit höchster Dringlichkeitsstufe in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen werden. Sie muss inklusive Lärmschutz durchgehend modern ausgebaut und elektrifiziert werden, um eine Reisegeschwindigkeit von bis zu 160 km/h sicherzustellen und damit die Reisezeit spürbar zu reduzieren. Schließlich soll sie gar in den Staatsvertrag zwischen Deutschland und Tschechien aufgenommen werden.

Obwohl der Bedarf offenkundig sei, habe die deutsche Politik bisher kein klares Bekenntnis zur Trasse abgegeben, kritisierte Ivan Kalina, Beauftragter der Region Pilsen für grenzüberschreitende Angelegenheiten. Schon seit einem Vierteljahrhundert ziehe sich dieses Thema wie ein roter Faden durch die deutsch-tschechischen Beziehungen in der Region.

Geändert hätten sich seitdem nur Worte und Gesichter, nicht aber Fakten. „Bisher wird in dieser Hinsicht nur parallel gemacht und bis zum eigenen Grenzstein gedacht, und das ist ein Fehler“, kritisierte der Tscheche.

„Unabdingbar wichtig“ sei der Ausbau der Trasse, sagte der Staatssekretär im bayerischen Verkehrsministerium Gerhard Eck. Allerdings steht sie in Konkurrenz zur fränkischen Strecke von Nürnberg über Marktredwitz nach Eger, die ebenfalls erneuert werden soll.

Voraussetzung für eine schnellere Verbindung ist eine Elek­trifizierung der betreffenden Strecken durch den Bund. Sowohl die Trasse ab München als auch die ab Nürnberg wurde – getrennt – für den Bundesverkehrswegeplan angemeldet. Er wird Mitte kommenden Jahres aufgestellt. Sollte der Bund zustimmen, würden moderne Züge trotzdem frühestens in zehn Jahren durch Ostbayern fahren.