Fragwürdige Auszeichnung

Fragwürdige Auszeichnung

Václav Klaus erhält US-amerikanische Freiheitsmedaille für den „Kampf gegen den Kommunismus“ und sorgt damit für Empörung

16. 10. 2013 - Text: Marcus HundtText: mh/id; Foto: Petr Novák

Die Schlagzeilen um Václav Klaus reißen nicht ab. Wenige Tage nach seinem Vorschlag, Tschechien solle aus der EU austreten, sorgte Klaus bei vielen erneut für Kopfschütteln. Dieses Mal jedoch, ohne ein einziges Wort gesagt zu haben.

Stein des Anstoßes war die ihm von der US-Organisation „Victims of Communism Memorial Foundation“ verliehene Freiheitsmedaille. Klaus hatte die Auszeichnung für seinen „Kampf gegen den Kommunismus“ in der Vorwoche persönlich in Washington, D.C. entgegengenommen. Das Echo aus der Heimat ließ nicht lange auf sich warten. Die Initiative „Vraťte nám stát“ („Gebt uns den Staat zurück“) forderte die Organisation auf, Klaus die Freiheitsmedaille umgehend abzuerkennen. Schließlich habe er zu keiner Zeit gegen das kommunistische Regime gekämpft – im Gegensatz etwa zum 2011 verstorbenen Ex-Außenminister und Charta-77-Unterzeichner Jiří Dienstbier, dessen Witwe sich der Initiative genauso anschloss wie die Juristin Hana Marvanová, der Politiker Petr Havlík und der Philosoph Václav Němec.

Immun gegen Kritik
„Klaus ist nie das Risiko eingegangen, seine Stellung, seinen Arbeitsplatz oder die Möglichkeit zur Ausreise zu verlieren. Er hat nie auf irgendeine Weise inhaftierte Dissidenten unterstützt und hat auch nie eine gegen das kommunistische Regime gerichtete Erklärung oder Petition unterschrieben. Wenn die (…) Foundation nicht ihre Glaubwürdigkeit verlieren will, muss sie Václav Klaus den Preis aberkennen“, heißt es in der Erklärung. Klaus habe erst nach dem Sturz des Regimes begonnen, sich verbal von ihm zu distanzieren.
Auch habe er, so die Kritik der Initiative, während seiner gesamten politischen Laufbahn gegen die tatsächlichen Gegner des Kommunismus gekämpft. „Gleichzeitig hat es ihn nie gestört, dass er mit den Stimmen kommunistischer Abgeordneter Präsident geworden ist“, kritisieren die Unterzeichner.

Klaus selbst verwahrt sich gegen die an ihm geäußerte Kritik und sieht keinerlei Grund für eine Aberkennung der Freiheitsmedaille. Der Aufruf gehe davon aus, dass es nur eine einzige Art des Widerstandes gegen den Kommunismus gäbe. Doch müsse man diese im „weitesten Sinne des Wortes“ begreifen. Was genau darunter zu verstehen ist, ließ Klaus bislang offen.