Zu hohe Verluste

Zu hohe Verluste

Julius Meinl scheitert mit Gourmettempel im Stadtzentrum

30. 10. 2014 - Text: Franziska Neudert

Nicht einmal ein Jahr überlebte das Delikatessengeschäft Julius Meinl am Wenzelsplatz. Aufgrund mangelnden Kundeninteresses müsse die dreistöckige Filiale wieder schließen, gab die Betreibergesellschaft „Potraviny Můstek“ vor kurzem bekannt. Wann das Geschäft zumacht, bleibt vorerst unklar. Auf einer Fläche von 2.000 Quadratmetern konnten Kunden Delikatessen aus zahlreichen Ländern erwerben. Das Luxus-Restaurant hat bereits seinen Betrieb eingestellt. Konzept und Sortiment glichen dem berühmten Wiener Stammhaus „Meinl am Graben“. Im Interview mit Franziska Neudert äußert sich der Sprecher von „Potraviny Můstek“ Patrik Schober über eine Geschäftsidee, die sich in Prag nicht behaupten konnte.

Warum ist das Verkaufskonzept von Meinl in Prag nicht aufgegangen?

Patrik Schober: Wohlhabende Prager scheinen ihre Lebensmittel nicht im Stadtzentrum einzukaufen. Es fehlen die Parkmöglichkeiten in der Nähe unseres Standorts. Im Vergleich zu Wien ist das ein erhebliches Problem.

Wie hoch sind die Verluste für Meinl? Eine tschechische Tageszeitung schrieb von einem Minus von 9,4 Millionen Kronen im Monat. Am Ende hätten sich die Schulden auf 136 Millionen Kronen belaufen. Können Sie diese Zahlen bestätigen?

Schober: Diese Information unterliegt unserer Schweigepflicht.

Es war sogar die Rede davon, dass Meinl die Miete für die Filiale am Wenzelsplatz nicht hat aufbringen können.

Schober: Wir haben Verhandlungen mit dem Vermieter aufgenommen, um größere strukturelle Änderungen in unserem Konzept vornehmen zu können, wie zum Beispiel die Verkaufsfläche um eine Etage zu verkleinern. Leider ist der Vermieter darauf nicht eingegangen, sodass Meinl sich gezwungen sah, den Standort zu verlassen.

Wie viel Tagesumsatz hätte Meinl in Prag denn erzielen müssen, um überleben zu können?

Schober: Um längerfristig bestehen zu können, hätten wir in Prag die Hälfte dessen einnehmen müssen, was wir in Wien einfahren. Wir dachten, das wäre ein vernünftiger Vorsatz. Es hat sich jedoch herausgestellt, dass der Markt für Delikatessen in Prag sehr verschieden ist.

Bedeutet die Schließung der Prager Filiale einen generellen Rückzug von Meinl aus Tschechien?

Schober: Potraviny Můstek ist ein Franchisenehmer der Marke „Julius Meinl am Graben”. Potraviny Můstek schließt seine Filiale, aber das hat nichts mit den Aktivitäten von Julius Meinl auf dem tschechischen Markt zu tun, wie zum Beispiel Meinl Bank oder Julius Meinl Coffee.