Wie Liebe und Hass die Welt bewegen

Wie Liebe und Hass die Welt bewegen

Prague Writers’ Festival eröffnet mit marokkanischen Gästen

2. 10. 2014 - Text: Franziska NeudertText: fn; Foto: PWF

 

Unter dem Motto „Liebe und Hass“ („Láska a nenávist“) steht die 24. Ausgabe des Prague Writers’ Festival, das von 2. bis 4. Oktober in den Räumen des Senats über die Bühne geht. „Liebe und Hass sind zwei grundlegende menschliche Gefühle und die einzigen Kräfte, die der Welt ihre Gestalt geben. Alles, was in der Welt geschieht, ist mit Liebe und Hass verbunden. Schauen wir in den Nahen Osten. Dort treibt der Hass die Menschen in den Wahnsinn“, erläutert Guillaume Basset, stellvertretender Direktor des Prague Writers’ Festival, die Aktualität des Themas. „Aber welche Gestalt hat die Welt? Das ist die Frage, die hinter unserem Motto steckt.“ Erstmals wurden neben Autoren auch bildende Künstler eingeladen, um über die Welt im Allgemeinen und das Verhältnis zwischen Literatur und bildender Kunst im Besonderen zu diskutieren.

Der Fokus liegt dabei auf der Kultur Marokkos. „Tschechien und Marokko haben mehr gemein, als man zunächst denken mag. Beides sind relativ kleine Länder, die Kolonialismus oder Besetzung durchlebten und ihre Kultur und Sprache bewahren mussten. In dieser Hinsicht können beide Länder voneinander lernen“, so Basset.

Im Vergleich zu den zurückliegenden Jahrgängen ist das Festivalprogramm ein wenig geschrumpft. „Im letzten Jahr wurden uns von der Stadt 90 Prozent der Zuschüsse gekürzt“, so Basset. Auch das ist ein Grund für die Wahl des Mottos. „Beim Versuch dagegen anzukämpfen, haben wir festgestellt, dass uns viele großartige Unterstützer zur Seiten stehen. Wir schwimmen sozusagen in einem Strom von Liebe und Hass, wie jeder es tut.“

Konzepte von Heimat
Das Festival eröffnet mit einem Lese- und Diskussionsabend mit dem marokkanischen Dichter Salaah el-Quadie, dem Philosophen Bensalem Himmich und dem Prager Journalisten Jan Čulík. Am Samstag wird Mahi Binebine zudem seinen Roman „Les étoiles de Sidi Momen“ vorstellen, der erstmals in tschechischer Übersetzung vorliegt. Den Schlusspunkt setzt der Galaabend mit der marokkanischen Schriftstellerin Fatéma Chadid und dem Maler Binebine, die mit Autor Tomáš Zmeškal und dem ehemaligen Außenminister Jan Kavan Konzepte von Heimat erörtern werden. In der Stadtbücherei flimmert die marokkanisch-tunesische Literaturverfilmung von „Les étoiles de Sidi Momen“ über den Bildschirm, Binebine lädt zu einer Autogrammstunde und Hungrige können kulinarische Köstlichkeiten aus Marokko genießen.

Einen Epilog erlebt das Prague Writers’ Festival knapp einen Monat später. Die weißrussisch-ukrainische Schriftstellerin und Nominierte für den Literaturnobelpreis 2013 Swetlana Alexandrowna Alexijewitsch liest am 7. November aus ihrem Buch „Modlitba za Černobyl“ („Gebet für Tschernobyl“). 

Prague Writers’ Festival. Donnerstag bis Samstag, 2. bis 4. Oktober, Ticket-Reservierungen an info@pwf.cz, Programm unter www.pwf.cz, die Lesungen und Diskussionen werden simultan ins Tschechische und Französische und zum Teil ins Englische übersetzt