Wertvoller Fund

Wertvoller Fund

Taucher entdecken zweiten Pfeiler der Judithbrücke

24. 2. 2016 - Text: Franziska Neudert, Foto: CommonsRooke, CC BY-SA 3.0

Als die berühmte Brücke zusammenbrach, war es, „als ob die königliche Krone verschwunden wäre“, klagte der böhmische Chronist Franz von Prag, nachdem die Judithbrücke im Jahr 1342 durch ein Hoch­wasser zerstört wurde. Sie war die erste Steinbrücke Prags, die noch vor der Karlsbrücke beide Moldauufer miteinander verbunden hatte. Überreste dieser „königlichen Krone“ entdeckten Forscher erstmals vor sieben Jahren in der Moldau, dabei spürten sie unter anderem Fragmente eines Pfeilers auf. Bei einem Tauchgang am Wochenende legten sie nun das Fundament einer zweiten Brückenstütze frei.

Wie die Sprecherin des Prager Stadtmuseums Olga Šámalová mitteilte, fanden die Taucher am Sonntagnachmittag die Fundamente des Pfeilers. „Genauer gesagt entdeckten sie eine Konstruktion aus eisenhaltigem Sandstein, die mit ziemlicher Sicherheit dieses Fundament bildete“, so  Šámalová. Für die Forscher bedeutet der Fund einen wichtigen Schritt, denn bisher verfügen sie nur über grobe Kenntnisse über die Position der Brückenpfeiler. Sie wollen die neuen Ergebnisse nun gründlich untersuchen, um eine Verwechslung mit den Fundamenten der älteren Holzbrücke ausschließen, die sich einst an der Stelle der Karlsbrücke befand. Nach dieser frühmittelalterlichen Holzstraße über die Moldau wird laut Šámalová weiterhin gesucht.

Die Judithbrücke war die zweitälteste Steinbrücke Europas. Sie entstand vermutlich zwischen 1158 und 1172. Benannt wurde sie nach der zweiten Gattin des böhmischen Königs Vladislav II. Der Legende zufolge gab Judith von Thüringen den Bau der Brücke in Auftrag. Sie sollte die hölzerne Verbindung zwischen Altstadt und Kleinseite ersetzen, die sich ein Stück flussabwärts befand. Als Vorbild diente die rund 30 Jahre zuvor errichtete Steinbogenbrücke in Regensburg. Die etwa 514 Meter lange Judithbrücke trugen 21 Bögen auf 20 sechseckigen Pfeilern. Auf der Kleinseite schloss sie ein Turmpaar ab, von dem der kleinere bis heute als einer der beiden Kleinseitner Brückentürme erhalten ist. Nachdem ein Hochwasser auch die Judithbrücke zerstört hatte, ließ Karl IV. wenige Meter flussaufwärts 1357 eine neue Brücke errichten. Bis zur Fertigstellung der Karlsbrücke verging fast ein halbes Jahrhundert.