Von Korean Air auf Korean Train?
Verkehrsministerium sucht Privatinvestor für Zugverbindung zum Václav-Havel-Flughafen
23. 7. 2014 - Text: Martin NejezchlebaText: Martin Nejezchleba; Foto: SŽDC
Der Václav-Havel-Flughafen braucht eine Schienenanbindung an die Innenstadt. Darüber sind sich das Rathaus der Hauptstadt und das Verkehrsministerium seit über 20 Jahren einig. Zunächst sollte die Metro A bis zur Abflughalle verlängert werden, zwischendurch stand eine Straßenbahnlinie in der Diskussion. Nun scheint festzustehen: Zwischen Innenstadt und Flughafen werden Züge auf einem neuen Schienenkorridor verkehren – nur, es fehlt das Geld.
Verkehrsminister Antonín Prachář (ANO) lockt deshalb private Investoren für das Bauvorhaben. „Bei geplanter Streckenführung liegen die Kosten bei rund 30 Milliarden Kronen“, zitiert das Wirtschaftsblatt „E15“ den Minister. Logische Konsequenz sei daher, dass man bei der Finanzierung Ausschau nach privaten Geldgebern hält. Bislang plante das Ministerium den Bau der Schnellzugstrecke, die vom Flughafen weiter in die mittelböhmische Stadt Kladno führen soll, mit Hilfe europäischer Fördermittel zu stemmen. Nun möchte man sich die für andere Projekte aufsparen.
Glaubt man Medienberichten, dann hat der Minister Erfolg bei der Investorensuche. So hätten laut Informationen des Tschechischen Fernsehens bereits mehrere koreanische Firmen ihr Interesse bekundet. Südkoreanische Unternehmen investieren derzeit vermehrt in Tschechien, zuletzt gab der Reifenhersteller den Bau einer Produktionsstätte im nordböhmischen Žatec (Saaz) bekannt. Korean Air baut seit dem Erwerb der Mehrheitsanteile an der Aktiengesellschaft Czech Airlines den Prager Flughafen zum Drehkreuz in Europa aus.
Gespräche über weitere koreanische Investitionen in Tschechien, informierte Quellen aus dem Ministerium und das Vorhaben, die Zugstrecke als öffentlich-private Partnerschaft (ÖPP) zu bauen – all das wird in den Medien als Indiz für einen Bau der Flughafenverbindung mit Geldern aus Fernost gewertet. Offiziell wurde dies weder bestätigt noch dementiert.
Ein Fragezeichen steht jedoch noch hinter der Wirtschaftlichkeit des Vorhabens. Einer Studie des Verkehrsministeriums zufolge ist der Betrieb einer Zugstrecke zum Václav-Havel-Flughafen, so wie er im Moment geplant ist, nicht rentabel. Das verhindert nicht nur die Nutzung europäischer Fördergelder, es lässt auch Zweifel an der ÖPP-Finanzierung aufkommen. Öffentlich-private Partnerschaften werden in der Regel auf eine Dauer von 15 bis 30 Jahren geschlossen. Der Investor übernimmt dabei die Kosten und wird über die Vertragslaufzeit zum Pächter und Betreiber. Später ginge die Zugstrecke an das Staatsunternehmen Tschechische Bahn (ČD) über.
Bei der Streckenführung sind derzeit zwei Varianten im Spiel. Favorisiert wird der Ausbau der Linie vom Masaryk-Bahnhof (Masarykovo nádraží) über Dejvice Richtung Kladno, mit Abzweigung zum Flughafen. Verhandelt wird aber auch die Variante Hauptbahnhof – Smíchov – Zličín und weiter zum Flughafen und nach Kladno.
Über die Beteiligung eines Privatinvestors hatte in der Vergangenheit auch Finanzminister Andrej Babiš (ANO) gesprochen. Zu seinem Firmenkonsortium Agrofert gehört auch die Gesellschaft Český Aeroholding, die Betreiber des Flughafens ist.
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