Von Knoblauch, Katzen und Kafka

Von Knoblauch, Katzen und Kafka

Das „Prague Fringe Festival“ bringt unkonventionelle Kleinkunst aus aller Welt in die Hauptstadt

22. 5. 2014 - Text: Franziska BenkelText: Franziska Benkel; Foto: Fringe Festival

 

Auch in diesem Jahr verwandelt das Fringe-Festival die Prager Innenstadt in eine große internationale Bühne. Bereits zum 13. Mal wird eine bunte Mischung aus Theater, Musik sowie Kabarett Künstler und Besucher aus aller Welt in die Moldaumetropole locken. Ab dem 23. Mai werden neun Tage lang, vom späten Nachmittag bis tief in die Nacht hinein, insgesamt 40 Theaterproduktionen und Performances zu sehen sein. Alle Aufführungen sind in englischer Sprache und dauern maximal 60 Minuten. Gespielt wird auf den Bühnen der Theater „Na Prádle“, „Kampa“ und „Rubín“, im Alchemisten- und Magiermuseum sowie in den Gassen der Prager Kleinseite. Gefeiert wird in der altehrwürdigen Malostranská beseda, und das jeweils bis in die Morgenstunden und im Anschluss an die letzte Vorstellung des Tages.

Rund um den Globus verteilt existieren mittlerweile 50 Fringe-Festivals. Einige der Szene-Größen werden auch in Prag ihr Können unter Beweis stellen. So zum Beispiel das schottische Improvisations­theater-Ensemble „Absolute Improv!“, dessen Vorstellungen in Edinburgh regelmäßig ausverkauft sind. Die „Impro“-Gruppe reagiert mit viel Humor und Charme auf die Wünsche des lautstarken Publikums. Auch in „Death! Love! Disaster!“ werden die Lachmuskeln trainiert. Die fünf Darsteller von „Le Flop“ zeigen mit ihren grotesken Rollen und messerscharfen Pointen die Absurdität der menschlichen Existenz auf.

Volkstümliche Geschichten
„Cat Black“ des tschecho-australischen Duos Stu Mentha und Peter Hosking erzählt die Geschichte eines Neurowissenschaftlers, der das Bewusstsein seiner heiß geliebten Katze Tinkerbell in den leblosen Körper seiner verstorbenen Gattin transferiert. Es stellt sich heraus, dass Tinkerbell eine exzentrische und vor allem eigensinnige Avantgarde-Künstlerin ist. Ob die Liebe der beiden das überlebt, kann man an fünf Abenden im Theater Kampa herausfinden.

Gutes Schuhwerk, wetterfeste Kleidung und Knoblauch empfiehlt Nancy Wiltink ihrem Publikum mitzubringen. Die Niederländerin lädt die Zuschauer zu einem Spaziergang auf der dunklen Seite des Lebens ein und erzählt unter dem Titel „Where you can’t hide from the devil“ („Wo du dich nicht vor dem Teufel verstecken kannst“) volkstümliche Geschichten zu den schaurigsten Ecken Prags.

Einen von vielen musikalischen Höhepunkten bildet das Duo Ady Ferguson und Ondra Riegl. Nach ihrem ausverkauften Debüt im vergangenen Jahr treten sie auch 2014 wieder in Prag auf, genauer gesagt ab dem 27. Mai jeden Abend im Alchemisten- und Magiermuseum in der Plaská-Straße. Mit ihrer verspielten Mischung aus Jazz, Blues und Folk begeistern sie Jung und Alt gleichermaßen.

Im Reich der Mythen ist die Darbietung des „Autojeu“-Theaters anzusiedeln. Auf eine abenteuerliche und sagenumwobene Reise geht der Zuschauer im Theater Rubín, wenn das britische Ensemble ein aufregendes Stück um die Legende „Beowulf“ in Szene setzt.

In Kafka verwandelt
Beim Prager Fringe-Ableger darf Franz Kafka nicht fehlen. „Als ich eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand ich mich in meinem Bett verwandelt zu…Franz Kafka“ heißt der Performance-Titel des US-amerikanischen Schauspielers J. B. Alexander auf Deutsch übersetzt. Dabei schlüpft er in die Haut des weltbekannten Autors und lässt die Zuschauer durch dessen Augen auf sein Leben blicken. Am Sonntag, 25. Mai haben die Zuschauer ab 14.45 Uhr in der Malostranská beseda die Möglichkeit, alle Produktionen in einminütigen Ausschnitten vorab zu begutachten, um dann zu entscheiden, wo es definitiv hingehen soll.

Die Idee des Fringe-Festivals stammt ursprünglich aus Schottlands Hauptstadt. 1947 fanden in Edinburgh die ersten Kleintheatertage statt, die Tausende von Zuschauern anzogen. Unbekannte Schauspielgruppen und Künstler nutzten die Gelegenheit, vor großem Publikum zu spielen und traten auf der Straße oder in Kneipen auf.

Daher auch der Name „Fringe“, übersetzt Saum oder Rand; also fernab des Mainstreams. Mittlerweile hat sich das alljährliche Festival zu einem der beliebtesten Kleinkunst-Veranstaltungen der Welt gemausert. In Edinburgh werden pro Jahr mehr als eine Million Karten verkauft. Die überschaubare Version in Prag hingegen wird für seine vielseitige und gemütliche Atmosphäre geschätzt.

Prague Fringe Festival. 23. bis 31. Mai, verschiedene Veranstaltungsorte auf der Prager Kleinseite (Malá strana), Eintritt: 150 CZK (ermäßigt 100 CZK), weitere Informationen auf der Internetseite www.praguefringe.com