Variante 2 mit Euro 3

Variante 2 mit Euro 3

Prager Koalition einigt sich auf die Einführung der ersten tschechischen Umweltzone

23. 7. 2014 - Text: Martin NejezchlebaText: Martin Nejezchleba; Foto: stoha

Prag soll eine Umweltzone bekommen. Darauf und auf die Eckdaten der neuen Bestimmungen haben sich die Stadträte der Hauptstadt in der vergangenen Woche geeinigt. Über die endgültige Umsetzung entscheidet das Rathaus in einer Abstimmung bis Ende des Jahres. Falls der Vorschlag der Stadtregierung abgesegnet wird, „treten die Fahrbeschränkungen in den Umweltzonen am 1. Januar 2016 in Kraft“, sagte Vize-Oberbürgermeister Jiří Nouza (TOP 09).

Die Regelung sieht eine Einführung der sogenannten Variante 2 der Umweltzone vor und geht aus den Empfehlungen einer eigens eingerichteten Expertengruppe hervor. Variante 2 ist die ambitioniertere der beiden Vorschläge: Demnach wird die Euro-3-Norm nicht nur im Zentrum, sondern auch in den umliegenden Stadtvierteln gelten. Betroffen sind laut Nouza etwa 10 bis 12 Prozent des gesamten Stadtgebiets, einschließlich Stadtviertel wie Braník, Strašnice, Vinohrady, Holešovice und Smíchov. Die Umweltzone ist dabei so konzipiert, dass sie auf dem inneren Stadtring umfahren werden kann.

„Das ist die größtmögliche Reichweite der Umweltzone, die der aktuelle Zustand der Prager Infrastruktur zulässt“, heißt es im Dokument der Expertengruppe. In die Zone werden laut Euro-Abgasnorm nur noch Autos fahren dürfen, die nach 2001 hergestellt wurden. In Tschechien gibt es laut dem Verband der Automobilindustrie (Sdružení automobilového průmyslu) derzeit etwa 2,5 Millionen Pkw, die die Euro-3-Norm erfüllen. Das entspricht etwa 53 Prozent aller in Tschechien registrierten Fahrzeuge. Nach zwei Jahren möchte Prag die Umweltzone auf Euro-4 umstellen, was nur noch Fahrzeugen ab Baujahr 2006 die Einfahrt in die Zone ermöglichen würde.

Glaubt man den Ergebnissen der Emissionsstudien, wird es in Prag höchste Zeit für die Einführung einer Umweltzone, wie sie derzeit in mehr als 70 deutschen Städten gilt. So ist laut dem Amt für Hydrometeorologie der Straßenverkehr für 68 Prozent der Stickstoffemissionen und 95 Prozent der Feinstaubpartikel im Stadtgebiet verantwortlich.

Über Umweltzonen wird in Tschechien unter anderem auf Regierungsebene seit Jahren diskutiert. Nachdem das tschechische Parlament 2011 ein Veto des damaligen Präsidenten Václav Klaus überstimmt hatte, sind die Zonen zwar gesetzlich möglich und seit mehr als einem Jahr gibt es auch eine entsprechende Regierungsverordnung – Prag wäre aber die erste tschechische Stadt, die eine Zone einrichtet.

Während die Stadträte bei der Größe des Gebiets, in das man nur mit den bunten Umweltplaketten fahren darf, die Maximalvariante gewählt haben, versuchen sie über Details und Ausnahmen die Prager für die Kommunalwahlen im Herbst bei Laune zu halten. „Die Beschränkung bezieht sich nicht auf die Fahrzeuge von Besitzern mit Hauptwohnsitz im Gebiet der Umweltzone“, erklärt Vize-OB Nouza. Außerdem werde man individuelle Ausnahmen erteilen, den Öffentlichen Nahverkehr, Rettungswagen, Feuerwehrfahrzeuge sowie Oldtimer aus der Regelung ausnehmen.

Die Einrichtung der Umweltzone soll laut Angaben des Magistrats bis zu 1,1 Millionen Kronen (knapp 40.000 Euro) kosten. Unter anderem müssten 193 Verkehrsschilder aufgestellt werden. Die Umweltplaketten sollen 80 Kronen (etwa 2,90 Euro) kosten. Bei einer künftigen Polizeikontrolle sollten laut Umweltministerium aber auch zum Beispiel Fahrzeuge mit deutschen Marken bestehen.