Ungewollte Zugabe

Ungewollte Zugabe

Die Show „Delfine in Prag“ wird vorerst durch eine andere Veranstaltung ersetzt

3. 7. 2013 - Text: Marcus HundtText: mh/čtk; Foto: APZ

„Als ich im Dezember die Eintrittskarten kaufte, wäre mir nie im Traum eingefallen, dass die Show so schlecht organisiert ist und die Veranstalter noch nicht einmal die notwendigen Genehmigungen beisammen haben.“ Martin ist einer von zahlreichen Internetnutzern, die sich ihren Unmut auf der Facebook-Seite „Delfíni nebo peníze“ („Delfine oder Geld zurück“) Luft machen. Im Kreuzfeuer der Kritik stehen die Veranstalter der umstrittenen Tiershow „Delfíni v Praze“ („Delfine in Prag“), die bereits im April beginnen sollte (die „Prager Zeitung“ berichtete in Ausgabe). Denn obwohl das Umweltministerium die Einfuhr dreier Delfine aus der Ukraine aufgrund verletzter EU-Gesetze untersagte, weigern sie sich, bereits bezahlte Eintrittsgelder zurückzuerstatten.

„Wegen der Arroganz der Beamten und dem falschen Vorgehen des Ministeriums müssen wir nun andere Delfine besorgen“, ärgert sich Veranstalter Artur Kaiser. Die Aktion abzusagen kommt für ihn nicht in Frage. Warum die Eintrittsgelder nicht zurückerstattet werden, will er nicht sagen. Doch er gibt ein Versprechen ab: „Falls das Delfinarium nicht bis Ende Oktober steht, werden wir allen Karteninhabern das Geld wiedergeben – ohne Ausnahme.“

Dass es dazu kommen wird, glaubt Kaiser eigenen Worten zufolge nicht. „Denn es werden definitiv Delfine nach Tschechien kommen“, so der Veranstalter. Gegen diesen Plan hat sich jedoch eine breite Front an Tierschützern formiert, die kommerzielle Vorführungen von in Gefangenschaft lebenden Säugetieren als „unmoralisch“ kritisieren. Delfine sollten ohnehin in Freiheit leben. Eine entsprechende Petition gegen die Delfin-Show hatten knapp 10.000 Personen unterschrieben. Auch die Prager Stadtverwaltung und der Verband Zoologischer Gärten in Tschechien sprachen sich gegen die Veranstaltung aus.

„Dürftiger Ersatz“
Statt Delfinen tanzen vorerst andere Meeresbewohner nach der Pfeife sogenannter Tierlehrer. Im Stadtteil Libuš läuft seit Ende Juni die Show „Aqua Aqua“, in der Seebären, Krokodile, Pinguine, Schildkröten und ein Walross das Publikum unterhalten sollen. „Das neue Programm ist auch für die Leute gedacht, die Karten für ,Delfine in Prag‘ gekauft hatten – sozusagen als Bonus dafür, dass sie so viel Geduld aufbringen“, erklärt Kaiser.

„Es ist wirklich sehr schade, dass hier keine Delfine auftreten – vor allem wegen der Kinder. Ich weiß nicht, warum die Einfuhr verboten wurde, schließlich sind doch Tiere dafür da, damit sie den Kindern etwas vorführen“, sagt Ludmila Zikánová, die sich die neue Show mit ihren zwei Enkelkindern angesehen hat. „Die Seebären sind nur ein dürftiger Ersatz. Aber ansonsten ist die Vorstellung eigentlich schön“, meint die Rentnerin. Bis Ende September wird dieser „Ersatz“ mehrmals täglich im Zirkuszelt auftreten, danach sollen die Tiere nach dem Wunsch der Veranstalter von den „Delfinen in Prag“ abgelöst werden.  

Weitere Artikel

... von Marcus Hundt
... aus dem Bereich Prag

Abonniere unseren Newsletter