Surfen am Stadtrand

Surfen am Stadtrand

In Letňany hat die erste Indoor-Surf-Arena Tschechiens eröffnet 

3. 2. 2016 - Text: Katharina WiegmannText: Katharina Wiegmann; Foto: ČTK/Vít Šimánek

Feiner Sand, sanfte Brise, die weiße Gischt der Wellen – im Binnenland Tschechien hat man schon immer gerne vom Meer geträumt. In den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts arbeitete Wirtschaftsprofessor Karel Žlábek an ziemlich ernst gemeinten Plänen für einen Tunnel von České Budějovice (Budweis) bis an die slowenische Küste. „Adriaport“ hieß das nie realisierte Projekt. Der Strand ist zwar immer noch in weiter Ferne, dafür gibt es im Prager Randbezirk Letňany seit vergangenem Freitag Wellenrauschen zur Genüge.

In der neu eröffneten „Surf Arena“ können Anfänger und Fortgeschrittene auch fernab des Ozeans ihre Bretter unter die Füße nehmen und sich in die künstlich erzeugte Brandung stürzen. „Die Surf Arena ersetzt natürlich nicht die Karibik und die Sonne“, räumte Inhaber Juraj Sonlajtner vor der Eröffnung ein. „Aber sie bietet die Möglichkeit für ein bisschen Training, damit man später das Meer umso mehr genießen kann.“ Zusammen mit zwei Partnern hat er in das hierzulande einzigartige Projekt 50 Millionen Kronen (ca. 1,9 Millionen Euro) investiert.

Indoor-Surfing wird in den USA schon seit rund zehn Jahren betrieben, vor fünf Jahren fanden die ersten offiziellen Wettbewerbe in Europa statt. Der derzeitige Titelträger im Hallen-Wellenreiten Tim van Dortmont und der Europameister im Bodyboarding Sam Powel schauten bei der Eröffnung der Prager „Surf Arena“ vorbei.

Neben dem Training wollen Sonlajtner und seine Partner – um das Urlaubsfeeling komplett zu machen – auch eine Bar mit gelegentlichen Konzerten etablieren. Der wahrscheinlich einzige Wermutstropfen für die im Entstehen begriffene Prager Surfszene: Eine Stunde auf dem Brett kostet stolze 1.790 Kronen und damit über 60 Euro. Eine Surferin rechnet auf der Facebook-Seite der Arena vor: „In Portugal zahle ich für einen dreistündigen Kurs nur 35 Euro!“ Letňany ist eben nicht Lissabon.