Streit um Delfin-Show

Streit um Delfin-Show

Naturschützer und Stadtverwaltung wollen keine „Delfine in Prag“

24. 4. 2013 - Text: Marcus HundtText: mh/čtk; Foto: Loren Sztajer

Tausende wollten im April und Mai „Delfine in Prag“ sehen. Viele sicherten sich bereits im November die Eintrittskarten für die Delfin-Show am Moldau-Ufer im Stadtteil Karlín. Daraus wird nun nichts. Es ist sogar fraglich, ob die in der Ukraine lebenden Meeresbewohner überhaupt die Grenze passieren.

Die Termine sind vorerst auf den Sommer verschoben worden, statt im zentral gelegenen Karlín soll die Show im Außenbezirk Libuš stattfinden. Was steckt dahinter? Von Seiten des Veranstalters „Cirkus Cirkus“ heißt es lapidar, „aufgrund des großen Interesses der Öffentlichkeit wurde die Aktion von 30 Tagen auf drei Monate ausgedehnt.“ Das „größte Zelt in Mitteleuropa“, in dem angeblich bis zu 1.900 Zuschauer Platz finden, soll laut Mitveranstalter Artur Kaiser der Besucher zuliebe nun in der Straße Novodvorská aufgebaut werden. „Damit sich die Nicht-Prager den Weg in das vielbefahrene Zentrum sparen können“, meint Kaiser. Er liefert eine einfache Erklärung, aber sagt nicht die ganze Wahrheit.

Denn bis zum heutigen Tag fehlt der Gesellschaft „Cirkus Cirkus“ die entsprechende Baugenehmigung. „Sie haben uns versprochen, eine genaue Dokumentation des Projekts vorzulegen. Nichts ist geschehen. Also können wir weiterhin nicht entscheiden, ob die Errichtung dieses Zeltes mit den gesetzlichen Bestimmungen vereinbar ist“, teilte Jiří Koubek (TOP 09), der Bürgermeister von Libuš, mit. Ob die Delfine in Prag in dem geplanten 432 Quadratmeter großen Bassin springen werden, hängt letzten Endes sicher nicht von der Erteilung einer Baulizenz ab.

Fehlende Genehmigungen
Bereits im Januar hatte die Stadtverwaltung beschlossen, dem Zirkus ein Ende zu bereiten. Sie untersagte den Organisatoren, das von ihnen anvisierte Grundstück in Karlín zu mieten. Prags Oberbürgermeister Bohuslav Svoboda (ODS) erklärte danach, das geplante Delfinarium verstoße gegen Gesetze. „Kein europäisches Land darf in diesem Fall eine Einfuhrgenehmigung erteilen für Delfine, die in der freien Natur zuhause sind und  für kommerzielle Zwecke transportiert werden sollen“, sagte Svoboda. Damit unterstützte er das Anliegen von Naturschützern, die die Aktion als unmoralisch brandmarken. Eine entsprechende Petition haben bereits mehr als 9.000 Personen unterzeichnet, die keine „Delfine in Prag“ sehen wollen.

Die Urheber der Petition und Vertreter des Prager Zoos werfen den Organisatoren zudem vor, Tierschutzgesetze zu verletzen. Dem widerspricht Kaiser. Der Großteil der Genehmigungen liege bereits vor, unter anderem die Ausfuhrgenehmigung der ukrainischen Behörden. Nun müsse das tschechische Umweltministerium darüber befinden, ob die Delfine über die Grenze gelassen werden. Wie der Sprecher des Ministeriums Matyáš Vitík bestätigte, sei der Antrag Anfang April eingegangen. „Nach dem Ende des Verwaltungsverfahrens, das maximal 30 Tage dauert, wissen wir mehr“, so Vitík.

Die Veranstalter können oder wollen die Aufregung um die Show, bei der neben drei Delfinen auch ein Walross und ein Seebär im Mittelpunkt stehen, nicht verstehen. Kaiser zeigte sich enttäuscht über eine „negative Medienkampagne“. Trotz des Widerstands glaubt er, dass die Aktion wie geplant im sommerlichen Libuš stattfinden wird. „Wir werden das Projekt nicht aufgeben und bis zuletzt dafür kämpfen. Denn wir haben kein einziges Gesetz verletzt“, wehrt sich Kaiser und rühmt die positiven Seiten der Show sowie seinen Arbeitgeber. Das Schwimmen mit Delfinen, das neben den anderthalbstündigen Vorführungen angeboten wird, basiere auf einer 1986 in der ehemaligen Sowjetunion entwickelten Therapieform, die Schmerzen lindern könne und dabei helfe, Traumata zu bewältigen. Zudem habe „Cirkus Cirkus“ hunderte Eintrittskarten unter Kindern aus Waisenhäusern und sozial schwachen Familien verteilt. 

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