Sotschi an der Moldau

Sotschi an der Moldau

Das Nationale Olympische Komitee will die Winterspiele nach Prag bringen – trotz Unklarheiten bei der Finanzierung

11. 12. 2013 - Text: Martin NejezchlebaText: Martin Nejezchleba; Foto: ČOV

2.000 Kilometer Luftlinie sind es nach Sotschi. Das dürfte selbst hart gesottene Prager Wintersportfans von einer Reise zu den Olympischen Spiele an der russischen Schwarzmeerküste abhalten. Das Tschechische Olympische Komitee (ČOV) hat sich deshalb entschlossen, die Winterspiele an die Moldau zu bringen – auf den Letná-Hügel, mit Ausblick auf die hundert Türme der Stadt.

Von 7. bis 23. Februar, also über die gesamte Dauer der 22. Winterolympiade, können Prager und Prag-Besucher im Olympischen Park im siebten Stadtbezirk Langlaufen, Snowboarden, Eishockey spielen und auf Großleinwänden die Wettkämpfe verfolgen. „Vor allem das abendliche Schlittschuhlaufen wird ein fantastisches Erlebnis“, verspricht Jiří Kejval, Vorsitzender des Nationalen Olympischen Komitees, und beschreibt, wie eine Lightshow die größte künstliche Eisfläche des Landes zum Erstrahlen bringen wird. Man wolle, dass die Leute nicht nur vor dem Fernseher sitzen, sondern selbst aktiv werden. Dafür scheint auch der Staat keine Kosten und Mühen zu scheuen.

80 Millionen Kronen, knapp 3 Millionen Euro, soll der Prager Olympiapark kosten. Weitere Zahlen aus den Plänen des ČOV: 5.000 Quadratmeter Eisfläche, 100 Übertragungsorte, 10.000 Besucher täglich, 17.500 Quadratmeter Gesamtfläche. Das einziges Problem: Noch fehlt den Veranstaltern das Geld.

„In physischer Form haben wird die Finanzen von Seiten des Staates bislang noch nicht erhalten, aber wir haben das Versprechen vom Schul- und Handelsministerium“, erklärte ČOV-Sprecher Alexandr Kliment der Tageszeitung „Hospodářské noviny“ in der vergangenen Woche. Trotzdem wolle man mit dem Aufbau des Parks beginnen, zunächst aus eigenen Mitteln. Unterstützung habe auch das Ministerium für regionale Entwicklung zugesichert.

Schneekanonen einsatzbereit
Das Projekt „Sotschi – Letná 2014“ ist Teil der Kampagne „Česká stopa 2014“ (als tschechische Spur, aber auch als tschechische Loipe zu übersetzen). Der Staat hat während der Spiele in Sotschi etwa die Hälfte der Gesamtkosten von rund 100 Millionen Kronen (knapp 3,7 Millionen Euro) gebilligt – darin enthalten sind auch die Kosten für das „Tschechische Haus“ in Sotschi. Am vergangenen Mittwoch wurde eine Regierungsverhandlung zu dem Thema abgebrochen – ein konkreter Grund dafür wurde nicht angegeben. Dabei hätte auch die finanzielle Unterstützung von Seiten des Handelsministeriums verhandelt werden sollen, mit der man auch die Mietkosten für das Areal auf dem Letná-Hügel decken wollte.

Trotz dieser Verzögerung scheint sich das Olympische Komitee keine Sorgen um den Wintersport-Park in der Hauptstadt zu machen. Schon im Laufe des Dezember sollen laut Kliment die ersten Schneekanonen in Betrieb gehen.

Teil des Olympiaparks soll auch ein „russisches Dorf“ sein. Dort erwarten die Besucher russische Gastronomie, eine Eisbar, Curling und ein Kinderkino im Stile des russischen Wintermärchens „Abenteuer im Zauberwald“. Die Eintrittspreise möchte man noch nicht bekannt geben, laut dem ČOV-Vorsitzenden soll es sich jedoch um „symbolische Preise“ im zweistelligen Kronenbereich handeln.

Neben der olympischen Atmosphäre möchte man auch Musikgruppen und Olympia-Teilnehmer auf den Letná-Hügel bringen. Bleibt nur zu hoffen, dass sie auch die ein oder andere Medaille aus der 2.000 Kilometer entfernten Olympiastadt mitbringen.