Ruhe und Ordnung

Ruhe und Ordnung

Mit Hilfe privater Sicherheitsdienste will Prag 1 die nächtliche Lärmbelästigung eindämmen

2. 7. 2014 - Text: Franziska NeudertText: fn/čtk; Foto: jit bag

Feiernde Touristen, betrunkene Nachtschwärmer und ausufernde Junggesellenabschiede – seit Jahren klagen die Anwohner im Prager Stadtzentrum über die nächtliche Lärmbelästigung auf den Straßen. Vor allem in der von Besuchern stark frequentierten Altstadt mit ihrer besonders hohen Dichte an Bars, Clubs und Kneipen beschweren sich die Bürger über die ihrer Meinung nach unerträgliche Ruhestörung, die ihnen den Schlaf raube. Als Brennpunkte gelten die Straßen Celetná, Dlouhá, Haštalská, Masná und V Kolkovně. Der erste Stadtbezirk will nun einen privaten Sicherheitsdienst engagieren, der effektiv gegen Störenfriede vorgehen soll. Der Stadtrat von Prag 1 Ivan Solil (ČSSD) kündigte zudem an, er plane einen Entwurf für eine Einschränkung der Öffnungszeiten im Stadtzentrum.

Bereits seit Januar bemüht sich der Innenstadtbezirk nachdrücklich um eine Beruhigung der Lage auf den Straßen. Wie Solil damals erklärte, gehe es dabei „nicht darum, einzelne Betriebe zu liquidieren, sondern um einen Kompromiss zwischen nächtlicher Unterhaltung und dem Recht der Anwohner auf ruhigen Schlaf“. Eine angedachte Sperrstunde um 22 Uhr konnte Prag 1 nicht durchsetzen. Die Erweiterung der öffentlichen Videoüberwachung, die von den Stadtverordneten 2013 beschlossen wurde, blieb eine erfolglose Maßnahme.

Das größte Problem ist Solil zufolge, dass nachts zu wenige Polizisten unterwegs sind, um die nächtliche Ruhe auf den Straßen sicherzustellen. Zwar habe die Stadt verstärkt Polizeibeamte eingesetzt. Besserung aber brachte das nicht. „Obwohl wir unternommen haben, was wir konnten, haben die Maßnahmen nicht geholfen“, sagt Solil. Da der Stadtteil von einer Verbesserung der Situation in nächster Zeit nicht ausgehen könne, soll ein privater Sicherheitsdienst das Problem lösen. Laut Solil könnte dieser ab August für Ordnung auf den Straßen sorgen. Er solle donnerstags bis sonntags jeweils ab Mitternacht bis vier Uhr morgens auf Streife gehen. Den Angestellten des Dienstes kommt dabei die Aufgabe zu, Kneipenbesitzer und lautstarke Gäste zurechtzuweisen. Wenn das nicht hilft, werden sie telefonisch mit dem nächsten Wachmann verbunden, der dann zur Stelle eilt.

Monatlich würde der Sicherheitsdienst das Rathaus zwischen 100.000 und 120.000 Kronen (etwa 3.600 bis 4.300 Euro) kosten, so Solil. Das Projekt soll vorerst provisorisch laufen und würde je nach Bewertung des Rathauses verlängert. Bereits vor Jahren hatte Prag 1 einen Sicherheitsdienst beauftragt, um den öffentlichen Drogenkonsum auf dem Wenzelsplatz einzudämmen. Der Einsatz einer solchen Agentur stieß damals auf heftige Kritik.

In Sachen Sperrstunde schlägt Solil eine Verordnung vor, die sich auf Lokale und nächtliche Veranstaltungen in ausgewählten Straßen bezieht. Dort soll der Gastronomiebetrieb ab ein oder zwei Uhr nachts eingestellt werden. Solil ist sich jedoch bewusst, dass dieser Vorschlag wahrscheinlich auf den Unwillen der Hauptstadtverwaltung stoßen wird.