Reale Gefahren

Reale Gefahren

Viele können sich ein Leben ohne Facebook nicht mehr vorstellen

5. 2. 2014 - Text: Corinna AntonText: ca/čtk; Foto: Alexander Klausmann/pixelio.de

Etwa 4,2 Millionen Tschechen haben ein Facebook-Profil. Das sind rund zwei Drittel aller tschechischen Internetnutzer. Facebook, das vor zehn Jahren, am 4. Februar 2004, veröffentlicht wurde, ist damit hierzulande das mit Abstand beliebteste soziale Netzwerk.

Zwar kann man davon ausgehen, dass mehr als zehn Prozent der Profile gefälscht oder als Zweitprofile angelegt sind – so lässt sich auch erklären, dass Facebook in der Gruppe der 16- bis 19-Jährigen hierzulande 580.000 Nutzer zählt, obwohl es tatsächlich nur etwa 420.000 Tschechinnen und Tschechen in diesem Alter gibt. Unbestritten ist jedoch, dass sich viele Menschen ein Leben ohne Facebook nicht mehr vorstellen können. Mediziner warnen deshalb vor Suchtgefahr.

Der Psychologe Jaroslav Vacek ist der Meinung, dass man von Sucht sprechen kann, sobald der Gebrauch von sozialen Netzwerken das Leben ernsthaft beeinträchtigt, etwa wenn ein Nutzer seine Interessen, wichtige Beziehungen oder sogar seinen Arbeitsplatz deswegen verliert. Gefährlich werde es, wenn jemand mehr als vier Stunden pro Tag in sozialen Netzwerken verbringt. Als Risikogruppe nennt der Suchtexperte Kinder, Jugendliche und Menschen, die eine schwierige Phase durchleben. Michal Miovský, der eine Suchtklinik in Prag leitet, meint dagegen: „Es handelt sich mehr um eine Verhaltensstörung als um eine Abhängigkeit.“

Als Gegenmaßnahme rät der Psychiater Karel Nešpor zu Abstinenz: Betroffene sollten sich am besten eine Arbeit ohne Computer suchen. Auch eine Negativ-Liste, die am Computer angebracht wird, soll helfen. So kann der Internetnutzer ständig lesen, dass sich seine sozialen Beziehungen verschlechtern, ihm die Augen schmerzen und er nicht schlafen kann, wenn er zu viel Zeit mit Facebook und Co. verbringt.

Welche Qualität Facebook-Freundschaften haben können, zeigt das Beispiel einer 13-Jährigen, die sich in der vergangenen Woche in Prag das Leben nahm. Auf Facebook hatte sie eine Botschaft hinterlassen, aber keiner ihrer „Freunde“ hatte ihren Hilferuf bemerkt.