Provozierende Polizisten

Provozierende Polizisten

Warum Drogenfahnder kein Crystal mehr kaufen dürfen

22. 9. 2016 - Text: Franziska NeudertText: fn/čtk; Foto: APZ

Die Polizisten an der deutsch-tschechischen Grenze haben ein Problem. Nicht nur der Drogenschmuggel selbst erschwert ihre Arbeit, sondern auch die Rechtsprechung. Denn einige Beamte haben in der Vergangenheit immer wieder selbst Drogen bestellt, um daraufhin ihre Kollegen auf der anderen Seite der Grenze zu rufen. Diese kamen dann, um die auf frischer Tat ertappten Drogenhändler festzunehmen. Doch das geht nun nicht mehr.

Wie Innen­minister Milan Chovanec (ČSSD) am Freitag sagte, verstoße die Praxis gegen das tschechische Gesetz. Einheimische und deutsche Polizisten müssten deshalb eine neue Form des Kampfes gegen Drogen finden. „Das, was  bisher bestens funktioniert hat, nämlich die intensive Kooperation zwischen Tschechischer Republik und Deutschland, muss sich nun ändern. Wir brauchen en Modell, das nicht als Provokation seitens der Polizei gilt, denn diese lässt unser Gesetz nicht zu“, erklärte Chovanec.

Dem Innenminister zufolge führte die bisherige Methode der Polizisten dazu, dass ihnen vor Gericht gesetzwidriges Handeln bei den Ermittlungen vorgeworfen werde. Laut Chovanec stelle die zunehmende Gerissenheit der Täter die Beamten vor Herausforderungen. „Sie lernen ständig dazu, genau das muss auch die Polizei tun.“ Bisher haben die Beamten einige Schmuggler von Marihuana zur Rechenschaft gezogen. Weniger erfolgreich war die Polizei im Kampf gegen Methamphetamin, bei dem sie nur einen Bruchteil der Händler erwischte.

Wie die weitere Zusammen­arbeit aussehen kann, will der Minister mit seinen deutschen Kollegen besprechen. Die Herstellung von Drogen und deren Verkauf vor allem in Deutschland zählen zu den größten Problemen der Grenzkriminalität. Laut Polizeistatistik ermittelten die Beamten dieses Jahr bis Ende August allein im Kreis Karlovy Vary (Karlsbad) in hunderten Fällen. Einige konnten sie dank ihrer deutschen Kollegen lösen.