Neues von der Welle

Neues von der Welle

Das Iranische Filmfestival bringt den persischen Lebensalltag auf die Leinwand

9. 1. 2014 - Text: Stefan WelzelText: sw; Foto: DreamLabFilms

Vielleicht ist Kino dann am interessantesten, wenn Werke in einem speziellen gesellschaftspolitischen Umfeld erzeugt werden. Wenn die Macher stets eine kritische Botschaft in ihre Filme einfließen lassen, meist unterschwellig und allegorisch, weil die Obrigkeit autoritär herrscht. Stimmt diese Aussage, so gehört das iranische Kino zum spannendsten der Welt. Auch wenn dies angesichts von Zensur und Unterdrückung im Gottesstaat etwas zynisch klingt. In Prag jährt sich nun zum dritten Mal das Festival des Iranischen Films (Festival íranských filmů). In den Lichtspielhäusern Světozor und Bio Oko rückt die Betrachtung des iranischen Alltags in den Fokus. Unter dem Motto „Iran: Eine differenzierte Reflexion“ wird der Zuschauer Zeuge, welche Spannungsfelder, Konflikte und Träume die Zivilgesellschaft bewegen.

„Wovon träumen die Iraner“, fragte der Soziologe Michel Foucault bereits 1978, im Jahr der Iranischen Revolution. Nach 35 Jahren des Primats der Religion wirft nun eine neue Generation von Filmregisseuren einen kontrastreichen Blick auf das Land im Zwist zwischen Theokratie und Fortschritt. Die sogenannte „Neue Iranische Welle“ stellt eine Gesellschaft vor, die manchen überraschen dürfte. Junge Künstler wie Bahram Tavakkolli („Here without me“ von 2011) oder Ali Ahmadzadeh („Kami’s Party“ von 2013), aber auch bereits Etablierte wie Majid Barzegar („Parviz“ von2012) oder Reza Mir Karimi („A Cube of Sugar“ von 2011) setzen den Alltag der Menschen in Szene, wie man ihn im Westen kaum erwartet – und erst recht nicht kennt.

In drei Kategorien (Hauptwettbewerb mit Langzeitspielfilmen, Dokumentation und Kurzfilm) warten 20 Werke darauf, vom Prager Publikum entdeckt zu werden. Es ist eine kinematografische Reise in ein Land, in dem sich enorme soziale, kulturelle und politische Gräben auftun. Zu einer Gesellschaft, die mit Fesseln kämpft und sich doch in atemberaubendem Tempo entwickelt. Sich mit auf diesen kleinen Trip zu begeben, sei an dieser Stelle wärmstens empfohlen.