Neu im Kino: Donšajni

Neu im Kino: Donšajni

Mit seinem neuen Film „Donšajni“ findet Jiří Menzel nicht zu alter Stärke zurück

10. 10. 2013 - Text: René PfaffText: René Pfaff; Foto: Mediapro Pictures

In einer böhmischen Kleinstadt inszeniert der bekannte Opernregisseur Vítek (Jan Hartl) Mozarts „Don Giovanni“. Doch eigentlich hat er, so erklärt er dem Publikum zu Beginn, für Opern gar nicht viel übrig. Ungleich interessanter ist für den eingefleischten Junggesellen nämlich das Arrangement der Sängerinnen in seinem Schlafzimmer – besonders Sopranistinnen lässt er dort leidenschaftlich gern für sich singen.

Ein weiterer Schürzenjäger in Jiří Menzels neuem Film „Donšajni“ ist Opernlegende Jakub (Martin Huba), die eigens um in Víteks Produktion die Rolle des Komtur zu singen, ihren Ruhestand in Amerika unterbricht. Zurück in Tschechien wird Jakub prompt von seiner Vergangenheit eingeholt. Er trifft seine Jugendliebe Markéta (Libuše Šafránková) wieder, die der alternde Don Juan damals einfach sitzengelassen hatte – samt noch ungeborener Tochter.

Aus derlei amourösen Verwicklungen hätte leicht eine jener kurzweiligen, unbeschwerten Komödien werden können, die Menzel einst in Perfektion zu drehen verstand. Doch der Altmeister des tschechischen Kinos setzt in seinem neuen Streifen leider weniger auf Neues als auf lasche Stereotypen und altbackene Erzählmuster. Der Oscar-Gewinner von 1968 ist alt geworden; was früher vor Leichtigkeit nur so sprühte, mutet heute verkrampft an.

Das fällt vor allem bei den zahlreichen Slapstick-Szenen auf. Deren kühler, beinahe steriler Charakter mochte in Menzels letztem Film „Ich habe den englischen König bedient“ noch funktionieren, bei „Donšajni“ wirkt er nur mehr manieristisch und selbstreferenziell.
Der Regisseur, aus dessen Feder auch das Drehbuch stammt, verlässt sich mehr auf seine prominente Besetzung als auf eine originelle Geschichte. Dementsprechend unausgegoren ist denn auch das Resultat.

Das ist schade, und das umso mehr, wenn man sich vorstellt, was ein Regisseur wie Menzel aus so einem Stoff eigentlich hätte machen können. Stattdessen hat es den Anschein, als sei es ihm daran gelegen gewesen, mit dem Film mehr sich selbst als das Publikum zu unterhalten. Manche Szenen, zum Beispiel die, in der ein Kinderchor ein verlassenes Theater wieder auf Vordermann bringt, sind derart seicht, dass man sie einem Filmemacher wie Menzel nicht zutrauen würde.

„Singen“, schreibt Menzel der jungen Sopranistin Amálka (Máša Málková) am Ende des Films ins Script, „tut man entweder für sich selbst oder für jemand anderes. Nur, wenn man für jemand anderen singt, singt man wirklich gut.“ Ansonsten bediene man lediglich die eigene Eitelkeit. Leider macht Menzel in seinem neuen Film genau diesen Fehler.

„Donšajni“ ist zur Zeit noch in keinem der oben aufgeführten Kinos mit englischem Untertiteln zu sehen. Allerdings zeigen einige große Kinokomplexe wie „CineStar“ oder „Cinema City“ den Film in vereinzelten Aufführungen mit Untertitel.

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