Lyrik aus der Maschine

Lyrik aus der Maschine

Ondřej Kobza will in Prag zwei Gedicht-Automaten aufstellen

15. 1. 2015 - Text: Corinna AntonText: ca/čtk; Foto: katalyzator.cz

Erst Musik, dann Spiel, jetzt Poesie: Der Prager Kneipenbesitzer Ondřej Kobza will im Stadtzentrum zwei Gedicht-Automaten aufstellen. In den vergangenen beiden Jahren hat er an öffentlichen Orten bereits Klaviere und Schachbretter installiert. Im Februar soll nun auf der Insel Kampa eine Maschine in Betrieb gehen, die Lyrik auf Umlaufrollen druckt. Am Friedensplatz (Náměstí Míru) wird der Gedicht-Automat wie eine Jukebox funktionieren, die Poesie spielt statt Musik. Kobzas bisherige Versuche, den öffentlichen Raum zu beleben, gelten als erfolgreich. Schlagzeilen machte zum Beispiel ein Reisender am Prager Flughafen, dessen spontanes Klavierkonzert im Internet ein Hit wurde.

Während die Schachbretter samt Tischen im vergangenen Sommer noch von der Stadt mitfinanziert wurden – die Kosten für die ersten sechs Tische beliefen sich auf 30.000 Kronen (knapp 1.100 Euro) – setzte Kobza seine neueste Idee mithilfe von Crowdfunding um: Er sammelte Geld von Menschen, die er für die Poesie-Automaten begeistern konnte. Mehr als 93.000 Kronen kamen so zusammen. Als Gegenleistung erhielten die Spender eine Einladung zur Taufe der Automaten oder durften bei der Herstellung einen Blick hinter die Kulissen werfen. Die Gedicht-Maschine auf der Insel Kampa soll Kobza zufolge nicht dauerhaft eingerichtet werden. Er plant, sie auch an anderen Orten Station machen zu lassen.