Kommentar: Umdenken im Straßenverkehr

Bikesharing ist ein erster Schritt

15. 5. 2014 - Text: Stefan WelzelText: Stefan Welzel

Was sich in vielen Metropolen Europas längst etabliert und bewährt hat, treibt nun auch in der tschechischen Hauptstadt erste Blüten: Bikesharing. Allerdings nur sehr zart, und in äußerst bescheidenem Umfang. Das private Projekt „Rekola“ wurde von Bürgern ins Leben gerufen, nicht von öffentlicher Seite. Dementsprechend überschaubar ist das Angebot an Fahrradverleih­systemen. Von flächen­deckender Infrastruktur kann keine Rede sein.

Das ist keine Kritik an den Machern von „Rekola“, sondern vielmehr ein Seitenhieb auf die Stadt Prag. Eigentlich wäre es ihre Aufgabe, ein solches Unternehmen in Angriff zu nehmen. Prag gilt nach wie vor als fahrradfeindliches Territorium. Der Individualverkehr ist gänzlich auf motorisierte Teilnehmer ausgerichtet. Umweltschonender und leiser Langsamverkehr ist des Pragers Lieblingskind nicht. Leider. Mit dem neuen Oberbürgermeister Tomáš Hudeček weht seit etwa einem Jahr zwar frischer Wind durch den Magistrat – schließlich steht ein durchdachter und verkehrstechnisch vielfältiger Städtebau auf seiner Prioritätenliste weit oben. Doch auch wenn Hudečeks Bemühungen Lob verdienen, er allein kann die verkehrspolitische Wende sicher nicht einleiten. Es ist vor allem ein Großteil der Prager selbst, der beginnen sollte, umzudenken und sich von seinem konservativen Stadtbild voller Verkehrsadern für die geliebte Blechkiste zu verabschieden. Es wäre an der Zeit.