Kein Louvre für Prag

Kein Louvre für Prag

Der Umbau des Messegeländes in Holešovice ist gestoppt worden. Der Stadt fehlen die Mittel

25. 7. 2013 - Text: Martin NejezchlebaText: Martin Nejezchleba; Foto: APZ

Gegen acht Uhr Abends erreichten die Flammen eine Höhe von über zehn Metern. Bis tief in die Nacht leuchtete der Oktoberhimmel über dem Stadtteil Holešovice dunkelrot. Knapp fünf Jahre ist es her, dass der neobarocke Industriepalast brannte. Vom linken Flügel der imposanten Eisenkonstruktion aus dem Jahr 1881 blieb nichts. Seither wartet der Industriepalast und mit ihm das gesamte Messegelände Holešovice auf seine Wiederbelebung. An diesem Zustand wird sich künftig auch nichts ändern, denn in der vergangenen Woche hat die neue Stadtführung den Vertrag mit dem Architekturbüro, das den Umbau des verfallenen Areals vorbereiten sollte, gekündigt. Die Architekten hatten ein „Prager Louvre“ geplant – samt Fußgängerunterführung zum sogenannten Lichtbrunnen von František Křižík und aufwändiger Restaurierung zahlreicher denkmalgeschützter Gebäude.

Viel zu teuer seien die Pläne aus der Ära Bém, gab nun der Stadtrat für Kultur Václav Novotný bekannt und legte die Umbaupläne bis auf Weiteres auf Eis. Die nächsten Schritte: Bis Anfang September soll die Situation auf dem Messegelände am Stromovka-Park eingehend analysiert werden. Dann wird im Rathaus über die künftige Funktion des weitläufigen Geländes diskutiert, bevor ein neuer Wettbewerb ausgeschrieben wird. Beim Rundtheater Divadlo Spírala, das seit Jahren verfällt, ist auch der Abriss im Gespräch.

Investor gesucht

Für den tristen Zustand des Industriepalastes, bei dem der abgebrannte linke Flügel mit einer Bierzelt-Konstruktion ersetzt wurde und in dem kaum noch hochwertige Messeveranstaltungen stattfinden, wird die Firma Incheba verantwortlich gemacht. Diese hat das Gelände seit knapp zehn Jahren gepachtet, jedoch kaum investiert. Ende vergangenen Jahres einigte man sich schließlich mit der Stadt Prag auf eine vorzeitige Auflösung des Mietvertrags zum Dezember 2014. Zu diesem Zweck erließ das Rathaus der Firma Incheba sogar Schulden in Höhe von knapp 128 Millionen Kronen (circa 5 Millionen Euro).

Trotz der negativen Erfahrungen wird die Stadt laut Novotný wohl auch in Zukunft mit einem privaten Investor zusammenarbeiten. „Mit Blick auf unsere aktuelle Finanzlage schätze ich, dass wir eher genötigt sein werden, einen Investor zu suchen“, so der stellvertretende Oberbürgermeister Novotný gegenüber der „Prager Zeitung“. Man wolle vertraglich dafür sorgen, dass man sich nicht wieder an einen Investor bindet, der nicht investiert. Falls man sich entscheide, den Umbau aus eigener Kraft zu stemmen, müsse an anderer Stelle gespart werden, erklärt Novotný und fügt hinzu, dass man die Kosten auf rund 2 Milliarden Kronen (circa 771 Millionen Euro) veranschlage.