Hoffen auf einen besseren Winter

Hoffen auf einen besseren Winter

In den tschechischen Wintersportgebieten ist viel investiert worden – trotz der massiven Verluste in der Vorsaison

4. 12. 2014 - Text: Marcus HundtText: Marcus Hundt; Foto: ben Skala

Am vergangenen Sonntag wurde auf dem Schwarzenberg (Černá hora) im östlichen Riesengebirge die Wintersaison 2014/15 eröffnet. Bei bewölktem Himmel und Temperaturen um den Gefrierpunkt nutzten etwa 300 Wintersportler die zwei freigegebenen Pisten, die zwar nur 300 Meter lang und mit Kunstschnee präpariert waren. Doch dafür erließ ihnen das „SkiResort Černá hora – Pec pod Sněžkou“ die Kosten, die Skifahrer und Snowboarder mussten lediglich die Gebühr für den Lift entrichten. Normalerweise kostet ein Tagespass für einen Erwachsenen hier 300 Kronen (umgerechnet 11 Euro). „Wenn sich die Wetterprognosen tatsächlich bestätigen, werden wir bis zum Wochenende weitere Pisten am Černá hora und die erste in Pec pod Sněžkou freigeben können“, sagt der Geschäftsführer des Skigebietes am Fuße der Schneekoppe Petr Hynek.

Bessere Bedingungen als im vergangenen Winter können die Betreiber der tschechischen Skigebiete auch gut gebrauchen. Denn wegen der hohen Temperaturen in der Saison 2013/14 mussten sie hohe Umsatzeinbußen hinnehmen. Landesweit waren sie im Vergleich zur Vorsaison im Durchschnitt um 30 Prozent zurückgegangen. „Auch Kunstschnee hat uns bei diesem Wetter nicht geholfen. Im Schnitt wurde die Skigebiete nur an 26 Tagen beschneit. Die Besucherzahlen betrugen je nach Ort nur 35 bis 82 Prozent der zurückliegenden Wintersaison“, erklärt Libor Knot, der Vorsitzende der landesweiten Vereinigung der Wintersportzentren (AHS).

Trotz der schlechten Zahlen: In den meisten Wintersportzentren sind die Skipässe für die neue Saison nicht teurer geworden. Und viele Gebiete haben an seit längerer Zeit geplanten Neuerungen festgehalten und in den zurückliegenden Monaten kräftig investiert. Allen voran das St. Motitz Tschechiens: Špindlerův Mlýn (Spindlermühle). Über 100 Millionen Kronen (etwa 3,6 Millionen Euro) ließen sich die Betreiber die verbesserte Beschneiungsanlage kosten. „Entlang der Pisten wurden ungefähr 70 sogenannte Schneeduschen aufgestellt. Es dauert dadurch nicht mehr so lange, die Pisten zu präparieren“, weiß Marketingleiter René Hroneš. Der Preis für den Skipass bleibt dennoch gleich: 750 Kronen (27 Euro) bezahlt ein Erwachsener für einen Tag in der Hauptsaison.

In anderen Skigebieten des Landes sind die Tageskarten günstiger: Im Schnitt kosten sie 550 Kronen, ermäßigt 390 Kronen. Neben der Modernisierung der Anlagen haben viele Zentren auch in den Ausbau der Pisten investiert. „Tschechien bietet den Wintersportlern also noch mehr Pistenkilometer, auch neue Seilbahnen und sogenannte Snowparks sind entstanden“, preist AHS-Chef Knot einen Urlaub in den Bergregionen Böhmens und Mährens an.

Neue Pisten im Grenzgebiet
Am meisten investiert hat das Skiareal Klínovec (Keilberg) an der sächsisch-böhmischen Grenze. Eine neue drei Kilometer lange Abfahrt und einen Viersessel-Lift waren den Betreibern etwa 250 Millionen Kronen (circa 9 Millionen Euro) wert. Davon versprechen sie sich auch mehr Gäste – vor allem aus Deutschland.

Auch am Tannwalder Spitzberg (Tanvaldský Špičák) im Isergebirge ist in den vergangenen Monaten eine neue Piste entstanden. Im „Skiaréal Lipno“, einem der familienfreundlichsten Wintersportgebiete des Landes, sind ebenfalls Abfahrten hinzugekommen. Und unterhalb des 1.202 Meter hohen Spitzbergs im Böhmerwald sollen ein modernisierter Skipark für Kinder, ein kostenfreier Parkplatz und eine Skicross-Strecke mehr Besucher anlocken.

In den vergangenen drei Jahren haben die Betreiber von „Ski & Bike Špičák“ etwa 50 Millionen Kronen investiert, die Hälfte davon in diesem Jahr. „Die größten Neuheiten sind wohl das geänderte Abfertigungssystem und die modernen Schneekanonen“, meint Miteigentümer Vladimír Kasík. Die Zeiten, in denen  man seinen Skipass in einen Automaten an der Liftanlage stecken musste, seien auch hier vorbei. Mit einer Chipkarte werde der Skifahrer vom System erkannt, das verspreche einen „komfortableren und reibungslosen“ Ablauf, sagt Kasík.

Obwohl sich der Preis für eine Tageskarte von 560 auf 580 Kronen erhöht hat, gehört das Skigebiet am Špičák dennoch zu den günstigeren im Land. Außerdem bietet es die Familienkarte für zwei Erwachsene und beliebig viele Kinder für 1.320 Kronen an – ein Schnäppchen, das auch Familien aus dem nahen Bayern überzeugen soll. 

1 Pass für 19 Skigebiete

Ab dieser Saison können Skifahrer mit einem einzigen Ausweis das Angebot von insgesamt 19 tschechischen Wintersportzentren nutzen. Der „Czech Skipass“ kostet 11.000 Kronen (umgerechnet knapp 400 Euro), ist an den Lift-Stationen der teilnehmenden Skigebiete erhältlich und bezieht sich sowohl auf Tages- als auch Abendfahrten (mit Ausnahme von Špindlerův Mlýn im Riesengebirge, in dem der Pass nur tagsüber genutzt werden kann). Jugendliche im Alter von 12 bis 18 Jahren sowie Rentner zahlen 9.000 Kronen (325 Euro) für den Skipass, für Kinder (6 bis 12 Jahre) kostet er 8.000 Kronen (290 Euro). Für den Preis bekommen Skifahrer und Snowboarder einiges geboten: 156 Pistenkilometer, 26 Seilbahnen, 118 Schlepplifte – und dabei müssen sich die Passinhaber nicht in die Warteschlangen vor der Kasse einreihen.

Der von der Vereinigung der Wintersportzentren (AHS) herausgegebene Skipass lohnt sich finanziell jedoch nur, wenn man in der Saison mehrere Gebiete anfährt. Denn eine Dauerkarte für ein einzelnes Skizentrum kostet weniger: Im teuren Špindlerův Mlýn (Spindlermühle) zahlt ein Erwachsener für die gesamte Saison 9.500 Kronen (340 Euro). Am höchsten Berg des Erzgebirges, dem Klínovec (Keilberg, nur drei Kilometer vom sächsischen Kurort Oberwiesenthal entfernt) kostet die Saisonkarte 8.500 Kronen (310 Euro).

„Wir wollten unseren Kunden beweisen, dass es einen solchen überregionalen Skipass auch bei uns geben kann – nicht nur in den Alpen. Die jeweiligen Betreiber waren sich der Chance bewusst, dass wir damit aller Welt zeigen können, dass wir überall in der Tschechischen Republik moderne Skigebiete haben“, heißt es in der offiziellen Erklärung der AHS.

Teilnehmende Skigebiete im Überblick:
Skiareál Špindlerův Mlýn | SkiResort Černá Hora – Pec (Černá hora, Janské Lázně, Pec pod Sněžkou, Velká Úpa, Svoboda nad Úpou, Černý Důl) | Ski Areál Malá Úpa | Ski Family Dolní Dvůr | Skiaréna Jizerky (Tanvaldský Špičák, Bedřichov, Severák) | Skiareál Klínovec | Ski&Bike Špičák | Skiareál Lipno | Dolní Morava relax&sport resort | Ski areál Kouty | Skicentrum Deštné | Skicentrum Kohútka | Skiareál Monínec