Ende in Sicht

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Tunnel Blanka: Gericht setzt Frist zur Fertigstellung. Ein weiteres Verfahren droht

29. 4. 2014 - Text: Ivan DramlitschText: id/čtk; Foto: Honza Groh

Nach fünf Monaten werden die Bauarbeiten am Prager Stadttunnel Blanka am Mittwoch dieser Woche fortgesetzt. Das ist das Ergebnis einer Vereinbarung zwischen der Stadt Prag und der ausführenden Baufirma Metrostav. Vorangegangen war ein Urteil des Schiedsgerichts der Tschechischen Wirtschaftskammer, das das Unternehmen dazu verpflichtet hatte, den Bau innerhalb von fünf Monaten fertigzustellen. Im Gegenzug muss die Stadt Prag der Firma über vier Milliarden Kronen (etwa 140 Millionen Euro) bezahlen.

Zu dem Rechtsstreit war es gekommen, nachdem Metrostav die Bauarbeiten am 7. Dezember vergangenen Jahres einstellte, weil die Stadt offene Rechnungen nicht beglichen und weitere Arbeiten nicht genehmigt hatte. Prag argumentierte, dass das Geld zwar vorhanden sei, es aber Zweifel an der juristischen Korrektheit der Auszahlung gebe. Dem Schiedsverfahren hatte die Stadt auch deshalb zugestimmt, weil sie befürchtete, dass die Verträge mit dem Bauunternehmen ungültig seien. Dem widersprach jedoch das Schiedsgericht in seiner aktuellen Entscheidung.

Das Schiedsverfahren ist damit aber nicht beendet. Metrostav hat seine Klage nämlich um eine weitere Milliarde Kronen erweitert, unter anderem für die Fertigstellung der Troja-Brücke im Norden Prags. Zudem zeichnet sich ein weiteres Verfahren zwischen der Stadt Prag und dem für die Bauaufsicht verantwortlichen Unternehmen IDS ab. Fraglich ist zudem, ob trotz der fünfmonatigen Frist im September tatsächlich die ersten Autos durch den Tunnel fahren werden. Der Termin bezieht sich nämlich nur auf die straßenbaulichen Maßnahmen des Projekts, nicht auf die technologischen. So wurde bisher noch nicht einmal der Auftrag zum Bau der Leitstelle vergeben. Bereits jetzt sprechen einige Quellen hinter vorgehaltener Hand davon, dass sich die Eröffnung erneut verzögert und erst im Winter stattfindet.

Der Tunnelkomplex Blanka ist Bestandteil des Prager Autobahnrings und mit insgesamt 6,4 Kilometern Länge der größte Straßentunnel Tschechiens sowie längster Stadttunnel Europas. Der Spatenstich erfolgte 2007, die Eröffnung war ursprünglich für das Jahr 2011 vorgesehen. Den Bau begleiteten von Beginn an zahlreiche juristische Streitigkeiten, aber auch gravierende technische Probleme. So kam es infolge der Tunnelarbeiten zwischen 2008 und 2010 zu insgesamt drei Erdrutschen, die mehrere Krater von bis zu 30 Metern Durchmesser und 20 Metern Tiefe hinterließen. Die Gesamtkosten des Projekts belaufen sich umgerechnet auf rund 1,3 Milliarden Euro.