Die Jagd nach dem Besonderen

 

Am größten, am längsten, am schwersten, am kleinsten, am schnellsten, am verrücktesten … Wer sich für Superlative interessiert, sollte dem in der Böhmisch-Mährischen Höhe liegenden Pelhřimov am Wochenende des 7. und 8. Juni einen Besuch abstatten. Die etwa 100 Kilometer südöstlich von Prag gelegene Stadt beherbergt nicht nur das landesweit einzigartige Museum der Rekorde und Kuriositäten. Einmal im Jahr entwickelt sich das eher provinzielle Städtchen auch zum Mittelpunkt für Sonderbares aus aller Welt: Zum Internationalen Festival der Rekorde und Kuriositäten strömen nicht nur Touristen nach Pelhřimov, sondern auch merkwürdige Meister und Rekordjäger, die ihren Namen im tschechischen Buch der Rekorde hinterlassen möchten.

Einem Virtuosen ist der Eintrag bereits geglückt: Jiří Rathsam verewigte sich mit seiner Miniatur-Umsetzung des Slawischen Epos von Alfons Mucha. Mit 222-facher Verkleinerung der ursprünglich sechs mal acht Meter messenden Origianalleinwände schuf der Künstler aus Jihlava das am meisten reduzierte Kunstwerk. Auf 17 Ölbildern mit einer Größe von 25 mal 35 Millimetern finden nicht weniger als 530 menschliche Figuren, zwei Pferde und drei Wölfe Platz. Wie der 67-jährige Rathsam erklärte, schuf er die Miniaturen unter einer Lupe, mit dem kleinsten Pinsel, den er in einem Geschäft hat finden können. Die Details entstanden mit einer winzigen Feder. Die erste Mini-Version des Slawischen Epos stellte Rathsam 2004 fertig, seitdem kann sie im Museum der Rekorde und Kuriositäten besichtigt werden. Die restlichen 16 Miniaturen werden nun auf dem Festival vorgestellt. Zu sehen sind außerdem die zwei bedeutendsten Tennis-Trophäen der Sportwelt. Als zweites Land in der Geschichte eroberte Tschechien in diesem Jahr gleich beide Team-Pokale: den Davis Cup und den Fed Cup. Neugierige und Sport-Interessierte können sich auf dem Masaryk-Platz mit den Auszeichnungen ablichten lassen.

Purzelbaum-Riesenrad
Das erste Festival der Rekorde in Pelhřimov ging 1990 über die Bühne. Mit dem „Purzelbaum-Riesenrad“ wurde damals Weltrekordgeschichte geschrieben: 13 Personen, die sich an den Händen hielten, schlugen auf einer Strecke von zwölf Kilometern 10.688 Purzelbäume. Inzwischen werden jährlich mehrere Rekorde geknackt. In diesem Jahr bemühen sich über 50 Wettstreiter um einen Eintrag in das Buch der Rekorde. Darunter zum Beispiel Bildhauer und Holzfäller František Vitásek, der mit seiner Kettensäge innerhalb weniger Minuten ein Bierglas aus einem Holzblock schnitzen möchte. Eine Schwimmstaffel Prager Polizisten eröffnet am Freitag das Rennen um die Rekorde. Im Stadtbad bemühen sich die Gesetzeshüter um einen Ausdauerrekord von 24 Stunden.

Höhepunkt des Festivals ist der Gala-Abend am Freitag, bei dem die Sieger bekanntgegeben werden. Konzerte und allerhand sonderbare Aufführungen ergänzen das Spektakel, das am Samstag mit einem weiteren Gala-Abend seinen Abschluss findet. Dann werden unter anderem Weltenbummler und Ethnologe Miloslav Stingl als produktivster tschechischer Autor, Jan Kodeš als Rekordhalter des Davis Cup und Eishockeyspieler Jiří Holík in die Ehrenhalle der Rekorde aufgenommen.

Die ständige Ausstellung des Museums der Rekorde und Kuriositäten befindet sich in einem der drei Stadttore Pelhřimovs. Vom Riesenkochtopf über das Puppentheater in einer Nussschale bis hin zur einzigen gläsernen funktionstüchtigen Dampfmaschine der Welt lockt das Museum mit Hunderten von sonderbaren Exponaten. Aus der Norm fallende Besucher sind besonders willkommen: Riesen über 205 und erwachsene Zwerge unter 135 Zentimeter Größe sowie Dicke mit einem Taillenumfang von mehr als 1,45 Meter müssen keinen Eintritt zahlen.  

23. Internationales Festival der Rekorde und Kuriositäten Pelhřimov, Freitag und Samstag, 7. und 8. Juni, weitere Informationen unter www.dobryden.cz

Museum der Rekorde und Kuriositäten (Palackého 47, Pelhřimov), geöffnet: täglich 9–17 Uhr, Eintritt: 90 CZK (ermäßigt 60 CZK), www.muzeumrekorduakuriozit.cz