Der Stand der Dinge

Der Stand der Dinge

Im Schnelldurchlauf durch die zeitgenössische Elektro-Szene: das Festival „Spectaculare“

19. 1. 2016 - Text: Katharina WiegmannText: Katharina Wiegmann; Foto: Manu Delago/PR

 

„Musik für Zuhörer mit weitem Horizont und einer kurzen Aufmerksamkeitsspanne“ – so charakterisiert der Schweizer Musiker Frederic Robinson seine Kompositionen zwischen Drum and Bass, Jazz und Funk. Ob die Veranstalter des Festivals „Spectaculare“, in dessen Rahmen Robinson am 4. Februar im Prager Cross Club spielen wird, ihre Zielgruppe so beschreiben würden?

Offenheit gegenüber genreübergreifenden Experimenten setzen sie beim Publikum jedenfalls voraus. Von 20. Januar bis 12. Februar bringt das „Spectaculare“ elektronische Musik, Videokunst, Filme und Workshops in Prager Galerien, Clubs, Kinos – und sogar in die altehrwürdige Bibliothek des Klementinums. Eröffnet wird das Festival mit einer interaktiven Ausstellung in der Chemistry Gallery in Holešovice (20. Januar, 19 Uhr), begleitet unter anderem von Klängen des tschechischen Elektro-Pioniers Floex.

Am darauffolgenden Tag öffnet das ehemalige Jesuiten-Kolleg Klementinum seine Türen für die Festival-Besucher. Kunst- und Design-Studenten verschiedener Hochschulen gestalten unter dem Titel „Im Traum sah das aber anders aus“ den Kreuzgang mit audiovisuellen Installationen. Sie können bis 11. Februar besichtigt werden. Erklärtes Ziel des Teams um Radio-1-Moderator Josef Sedloň ist es auch, internationale Kooperationen der einheimischen Szene zu fördern. So wird die New Yorker Tänzerin Tendayi Kuumba auf der Bühne des Klubs Palác Akropolis zur Musik der Tschechin Lenka Dusilová performen („Prague New York Effects“, 12. Februar, 19.30 Uhr).

Aus dem deutschsprachigen Raum ist neben Robinson unter anderem der Österreicher Manu Delago geladen, einer der weltweit bekanntesten Spieler des Percussion-Instruments Hang. Zusammen mit dem Briten Will Samson, der mit seinem Stil zwischen Folk und Ambient balanciert, tritt Delago am 26. Januar auf dem Klub-Boot Jazz Dock auf.
Wer die Gelegenheit beim vergangenen deutschsprachigen Filmfest verpasst hat, bekommt beim „Spectaculare“ zudem nochmals die Chance, „B-Movie: Lust & Sound in West-Berlin 1979–1989“ zu sehen – einen Essayfilm, der die Hausbesetzer- und Musikszene im Berlin der Vorwendejahre beleuchtet (Kino Bio Oko, 25. Januar, 20.30 Uhr). Wer sich dann inspiriert fühlt, selbst in der Branche tätig zu werden, kann sich bei Workshops zu Musik-Marketing und Label-Gründung Anregungen bei Profis holen (27. und 28. Januar) – ausreichende Konzentrationsfähigkeit vorausgesetzt.

Festival Spectaculare, 20. Januar bis 12. Februar, www.spectaculare.cz