In Kürze

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Schneller nach Bayern vorerst nur auf der Schiene – Export nach Russland sinkt – Mehr Sozialleistungen für Väter und Waisenkinder – Neues Witte-Werk in Westböhmen – VW Inspektionen  beginnen

19. 5. 2016 - Text: Corinna Anton, Foto: ČD

Schneller nach Bayern vorerst nur auf der Schiene
Die Bahnstrecke von Cheb (Eger) nach Deutschland könnte in absehbarer Zeit elektrifiziert werden. Das sagte Premierminister Bohuslav Sobotka (ČSSD) am Freitag bei einem Besuch im Kreis Karlovy Vary (Karlsbad). Während auf tschechischer Seite elektrische Bahnen bis zur Grenze fahren, werden die Züge auf der anderen Seite noch immer von Dieselloks gezogen. Auf die Elektrifizierung der Strecke von Cheb nach Nürnberg warten Reisende seit langem. Laut Sobotka ist sie nun im neuen Verkehrsplan vorgesehen, den die Bundes­regierung im Laufe dieses Jahres beschließen will. Keine Hoffnungen machte der tschechische Regierungschef dagegen auf eine bessere Straßenverbindung in der Region. Eine Anbindung der tschechischen Autobahn D6 ans deutsche Autobahnnetz sei derzeit nicht vorgesehen. Man versuche, die Nachbarn bei jeder Gelegenheit von der Bedeutung dieser Verbindung zu überzeugen, so Sobotka.

Exporte nach Russland sinken – Rekord nach Deutschland
Der Anteil Russlands am tschechischen Export ist im ersten Quartal dieses Jahres auf 1,5 Prozent gesunken. Das gab das Tschechische Statistikamt in der vergangenen Woche bekannt. Im Jahr 2015 waren noch zwei Prozent der tschechischen Ausfuhren nach Russland verkauft worden, 2012 sogar 3,8 Prozent. Gründe für den Rückgang sind vor allem die Sanktionen des Westens und die wirtschaftliche Lage in Russland sowie der Kurs des Rubels. Gestiegen ist dagegen die Bedeutung Deutschlands für tschechische Exporteure. Die Ausfuhren ins westliche Nachbarland machten 2015 fast 33 Prozent des Gesamtexports aus und beliefen sich auf knapp 1,3 Milliarden Kronen (48 Millionen Euro). Das ist ein Rekordwert. Ein großer Teil davon fällt allerdings auf Zulieferer zurück, deren Produkte von Deutschland aus in andere Länder weiterverkauft werden.

Mehr Sozialleistungen für Väter und Waisenkinder
Väter, Feuerwehrleute und Waisen sollen von einer Änderung des Versicherungsgesetzes profitieren. Die von der Regierung gebilligte Novelle sieht unter anderem vor, dass Mitglieder der frei­willigen Feuerwehr Anspruch auf 100 Prozent Krankengeld haben, wenn sie infolge eines Einsatzes erkranken. Zudem sollen mehr Kinder ein Anrecht auf Waisenrente haben und ein Anspruch auf eine Woche bezahlten Vaterschaftsurlaub eingeführt werden. Männer bekommen in der Zeit 70 Prozent ihres Grundgehalts, genau wie Frauen im Mutterschaftsurlaub. Gegen den Vorschlag hatte sich zuvor wegen der Belastung für den Staatshaushalt Finanz­minister Andrej Babiš (ANO) ausgesprochen. In Tschechien werden jährlich etwa 100.000 Kinder geboren. Die Regierung rechnet mit Ausgaben von bis zu 800 Millionen Kronen (knapp 30 Millionen Euro) pro Jahr.

Witte eröffnet neues Werk in Westböhmen
Der Automobilzulieferer Witte hat ein Werk im westböhmischen Ostrov eröffnet. Das Unternehmen wird dort künftig 500 Angestellte beschäftigen und jährlich bis zu zehn Millionen Außengriffe für Pkw herstellen. Das sagte Geschäftsführer Gerhard Knop in der vergangenen Woche. Witte will insgesamt rund 50 Millionen Euro (etwa 1,4 Milliarden Kronen) in das neue Werk investieren, in das ein Teil der Produktion aus Deutschland und aus anderen Werken der Firma in Westböhmen verlagert wird. Bisher ist Witte in Tschechien vor allem in Nejdek (Neudek) vertreten. Im Kreis Karlovy Vary (Karlsbad) ist das Unternehmen mit 2.100 Angestellten der zweitgrößte Arbeitgeber nach dem Kohleabbaubetrieb Sokolovská uhelná.

Abgas-Skandal: VW beginnt Inspektionen
Der Konzern Volkswagen hat am Montag begonnen, von der Diesel­affäre betroffene Fahrzeughalter in Tschechien zum Werkstatt­besuch aufzurufen. Es handelt sich zunächst um die Modelle Volkswagen Amarok, Volkswagen Golf, Audi A4, A5 und Q5 sowie Seat Exeo. Beim Service wird die Software aktualisiert, die für die Messung der Abgaswerte zuständig ist. Die Besitzer werden per Post benachrichtigt. Die betroffenen Škoda-Fahrer kommen später an die Reihe. In Tschechien sind etwa 58.000 Wagen der Marken VW, Audi und Seat mit der manipulierten Software unterwegs, außerdem müssen rund 106.000 Škoda-Eigentümer in die Werkstatt. Die Reparatur dauert etwa 30 bis 60 Minuten und ist kostenlos.