Hauptstadtklubs im Aufwind

Hauptstadtklubs im Aufwind

Slavia Prag gewinnt das wegweisende Duell gegen Abstiegskandidat České Budějovice – Spitzenduo im Gleichschritt

7. 5. 2015 - Text: Stefan WelzelText: Stefan Welzel; Foto: SK Slavia Praha

Die Erleichterung stand Slavias Trainer Miroslav Beránek ins Gesicht geschrieben. Der 58-Jährige sprach bei der Pressekonferenz nach dem Spiel gegen České Budějovice vom Druck, der in den vergangenen Wochen immer größer geworden sei. Am Sonntag fand sein Team nach etlichen empfindlichen Niederlagen gerade rechtzeitig zum Siegen zurück. Gegen den direkten Abstiegskonkurrenten verschaffte sich der Traditionsverein aus Vršovice entscheidend Luft im Kampf gegen die Relegation. Der 2:0-Erfolg dürfte dem Klub nun auch für die Saison 2015/16 Planungssicherheit für die höchste Spielklasse geben. Ebenfalls am Sonntag gewann Titelverteidiger Sparta Prag im Spitzenduell des Spieltages mit 3:2 auswärts gegen Mladá Boleslav. Am Tag zuvor legte der Erstplatzierte Viktoria Pilsen im Titelkampf vor: Die Westböhmen setzten sich gegen den 1. FC Slovácko mit 4:0 durch.

Zu Beginn der Saison sah es noch so aus, als meldete sich Slavia Prag nach Jahren des Darbens zurück in der nationalen Elite. Zeitweise grüßte der Verein nach einem fulminanten Start von der Tabellenspitze. Danach folgte der Absturz. Slavia wurde nach hinten durchgereicht. Zuletzt musste der Klub um den Klassenerhalt bangen. In den acht zurückliegenden Begegnungen ging Slavia nie als Sieger, sechs Mal gar als Verlierer vom Platz. „Das war eine lange Serie von Misserfolgen. Ich bin sehr froh, dass sie heute endete“, gab Beránek nach dem Spiel in České Budějovice zu Protokoll. Die Abstiegsgefahr habe sein Team blockiert, nun sollte sich der Knoten gelöst haben und einem erfolgreichen Abschluss der Saison nichts mehr im Wege stehen, so Beránek.

Schön anzusehen war die Befreiung von der Blockade allerdings nicht. In einer unattraktiven Partie sahen lediglich 4.500 Zuschauer gleich zu Beginn und kurz vor Ende der 90 Minuten zwei Tore von Slavias Lebensversicherung und Topstürmer Milan Škoda. Vor allem sein zweiter Treffer, bei dem er gleich drei gegnerische Verteidiger abschüttelte, zeugte von Škodas Klasse. Er zog damit in der Torschützenliste mit Spartas David Lafata gleich (beide 17 Treffer).

Am anderen Ende der Tabelle liefern sich Viktoria Pilsen und Sparta Prag weiterhin einen harten Schlagabtausch im Ringen um den Meisterpokal. Pilsen verarbeitete seine überraschende 1:2-Niederlage gegen Mladá Boleslav vom 25. Spieltag gut und führte den 1. FC Slovácko stellenweise vor. Das 4:0 nach einem Eigentor von Milan Kerbr, dem Elfmetertreffer durch Jan Kovařík und einem Doppelpack von Aidin Mahmutović war sogar noch schmeichelhaft für das Team aus Uherské Hradiště. Die Niederlage hätte durchaus höher ausfallen können, vor allem angesichts der Tatsache, dass der Tabellenneunte ab der roten Karte gegen Radek Mezlík in der 33. Minute nur noch zu zehnt agierte. „Uns allen war klar, dass wir heute unbedingt gewinnen mussten“, verwies Pilsens Coach Miroslav Koubek auf den Umstand, dass Rivale Sparta sich von seinem Zwischentief erholt hat.

Den Aufwärtstrend bestätigte der Titelverteidiger aus der Hauptstadt dann im Sonntagabend-Spiel mit einem glücklich erkämpften 3:2-Erfolg beim FK Mladá Boleslav. Der von Eintracht Frankfurt ausgeliehene Nationalstürmer Václav Kadlec sorgte mit zwei Toren für die Wende, nachdem Ondřej Zahustel das Heimteam schon in der vierten Minute in Führung gebracht hatte. Pavel Kadeřábek vollzog mit dem 3:1 die Entscheidung. Tomáš Wagners Anschlusstreffer in der 87. Minute leitete zwar noch eine spannende Schlussphase ein, doch Sparta überstand sie schadlos und siegte letztendlich verdient. Am kommenden Spieltag kommt es in der Prager Generali-Arena zum großen Duell Zweiter gegen Erster. Und beide Teams sind gerüstet.