Drehen für die Wirtschaft

Drehen für die Wirtschaft

Mit einem höheren Budget will die Regierung mehr Filmproduktionen ins Land holen

10. 7. 2014 - Text: Corinna AntonText: ca/čtk; Foto: Jonathan Kos-Read

Arbeitsplätze, Aufträge und Werbung für die Schönheiten des Landes: Das alles verspricht sich die tschechische Regierung von der Filmförderung. Sie will Dreharbeiten in Tschechien attraktiver machen und hat deshalb das Budget des staatlichen Filmförderfonds um 300 Millionen Kronen erhöht. Damit stehen in diesem Jahr insgesamt 800 Millionen Kronen (etwa 29 Millionen Euro) bereit, um Filmemachern von tschechischen Drehorten zu überzeugen. Um diesen Betrag hatte sich die Leiterin des Fonds Helena Bezděk Fraňková gemeinsam mit Filmproduzenten bemüht.

Seit 2010 bietet Tschechien auch ausländischen Filmemachern finanzielle Anreize: Sie erhalten 20 Prozent der „förderfähigen Kosten“ zurückerstattet, die sie nachweislich hierzulande für die Dreharbeiten ausgegeben haben. Die dafür zur Verfügung stehenden Mittel waren in der Vergangenheit meist schon zu Beginn des Jahres ausgeschöpft. Oft reichte das Budget nicht, um namhafte Produzenten anzulocken. So hätte zum Beispiel der Film „Grand Budapest Hotel“ in Tschechien gedreht werden können, wie vor einigen Monaten Produzent Jeremy Dawson anlässlich der Premiere in Prag verriet: Regisseur Wes Anderson habe im Sommer 2012 sogar schon mögliche Drehorte in Karlovy Vary (Karlsbad) und Prag in Augenschein genommen. Dann habe jedoch die in Tschechien ungewisse Filmförderung den Ausschlag gegeben. Die Produzenten entschieden sich für Deutschland.

Systematischer finanzieren
Einer Schätzung des Verbandes der Filmproduzenten (Asociace producentů v audiovizi, APA) belief sich der Umsatz der ausländischen Streifen, die im vergangenen Jahr in Tschechien gedreht wurden, auf etwa 2,7 Milliarden Kronen (knapp 100 Millionen Euro) – so viel wie noch nie seit Beginn der Filmförderung im Jahr 2010. Die Daten der tschechischen Filmkommission belegten allerdings, dass in den vergangenen beiden Jahren noch weit mehr Produzenten daran interessiert waren, in Tschechien zu drehen, sich letztendlich aber wie die Macher von „Grand Budapest Hotel“ anders entschieden: In den Jahren 2012 und 2013 sei das Land um mehr als zwei Dutzend Projekte und Investitionen in Höhe von etwa 80 Milliarden Kronen (rund 2,9 Milliarden Euro) gekommen, so die Leiterin der Filmkommission Ludmila Claussová.

Auch Fonds-Leiterin Fraňková, die das Fördersystem lange kritisiert hatte, glaubt, dass die Anreize dem Land ein Vielfaches dessen einbringen, was sie kosten. „Es gibt hier einen absoluten Überdruck, wir haben Kapazitäten, um jährlich etwa sechs Milliarden Kronen an ausländischen Investitionen anzulocken“, sagte sie im April.

In manchen Nachbarländern gibt es keine Obergrenze für die Anreize, die an Filmschaffende gezahlt werden. Der Vizepräsidentin des Parlaments Jaroslava Jermanová (ANO) zufolge wäre das auch in Tschechien ideal. Sie plädiert auch dafür, die Finanzierung künftig systematischer zu gestalten, damit der Fonds weiß, was er erwarten kann. Soweit geht der Regierungsbeschluss allerdings nicht. Kulturminister Daniel Herman (KDU-ČSL) sagte im Tschechischen Fernsehen, er habe sich mit Finanzminister Andrej Babiš (ANO) darauf geeinigt, dass auch für das kommende Jahr 800 Millionen Kronen für die Filmförderung zur Verfügung stehen werden.

Herman verhandelte kürzlich außerdem mit der chinesischen Botschafterin über eine mögliche Zusammenarbeit. Er glaubt, dass ein Film, der vor den historischen Kulissen der Hauptstadt gedreht wird, das Interesse chinesischer Touristen an Prag steigern könnte. Die Regisseurin, Drehbuchautorin und Schauspielerin Xu Jinglei dreht hierzulande bereits eine Romanze. Das chinesische Team gebe mehr als 50 Millionen Kronen aus, so Radomír Dočekal von der Firma „Milk and Honey Pictures“, die als Koproduzent des Films fungiert. Die Romanze sei eine 90-minütige Werbung für die malerischen Ecken und Sehenswürdigkeiten Prags.