Eindrucksvolle Architektur

Die Nationalgalerie beleuchtet die Geschichte des Messepalastes in Holešovice

15. 5. 2014 - Text: Franziska BenkelText: Franziska Benkel; Foto: Nationalgalerie Prag

Er gilt als eines der berühmtesten Beispiele für den frühen Funktionalismus: der Messepalast in Holešovice (Veletržní palác). Bis heute zählt er zu den bedeutendsten Bauwerken des Landes und ist gewichtiger Teil seines architektonischen Erbes. Die Nationalgalerie widmet ihm  nun eine in drei Etappen aufgeteilte, über ein Jahr andauernde Ausstellung.

1974 wurde das Gebäude fast vollständig durch einen Brand zerstört. Ende der siebziger Jahre erwarb die Prager Nationalgalerie die Überreste des Gebäudes, um es dann, 20 Jahre später, zu rekonstruieren. Heute ist der Messepalast eines der wichtigsten Museen für Werke des 19. Jahrhunderts bis hin zur zeitgenössischen Kunst. Die aktuelle Schau wurde anlässlich des 40. Jahrestags des Brandes in Auftrag gegeben.

Die reiche Geschichte des Bauwerks reicht bis in die 1920er Jahre zurück, als es von Josef Fuchs und Oldřich Tyl entworfen wurde. Unmittelbar nach der Fertigstellung 1928 wurden hier die Frühjahrs- und Herbstmessen abgehalten. Zudem gab es Restaurants und Theatervorstellungen. Auch Prags größtes Kino war zu dieser Zeit in dem Prestigebau untergebracht. In der weiten Lobby fanden bald auch Kunstausstellungen statt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in den Räumlichkeiten die Büros der staatlichen Außenhandels­gesellschaft untergebracht. Bevor die Verantwortlichen der Nationalgalerie die Gemäuer im Stile Le Corbusiers zu neuem Leben erweckten, war unter anderem der Bau eines Krankenhauses im Gespräch. Mitte der neunziger Jahre war die erste Bauphase beendet und der Messepalast öffnete zum ersten Mal nach dem Brand für das Publikum. Auf drei Stockwerken konnten nun Ausstellungen zu bildender und graphischer Kunst sowie Architektur besucht werden. Im Jahr 2000 ging das letzte Stockwerk in den Museumsbetrieb über.

Die Ausstellung begleitet die Besucher durch die Geschichte des Messepalastes. Sie beinhaltet Baupläne und Fotografien aus der Zeit vor dem Brand. Für die Schau wurde viel in Archiven geforscht, sodass einige Objekte zum ersten Mal für die Öffentlichkeit zugänglich sind. So zum Beispiel Aufnahmen aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs, als das Bauwerk von den Nationalsozialisten als Sammelpunkt für die jüdische Bevölkerung benutzt wurde, bevor diese in die Konzentrationslager deportiert wurden. Außerdem ist eine einzigartige Nachbildung eines Werbeplakates von Jaromír Krej­car zu sehen. Das Plakat entstand für den Pavillon der UdSSR während der Herbstmesse 1928 und stellt die junge sowjetische Bautätigkeit dar. Der Besucher wird somit gleich zu Beginn mit der eindrucksvollen Architektur im Geiste des frühkommunistischen Konstruktivismus konfrontiert.

Die Schau findet im Rahmen einer Reihe von Veranstaltungen zum Jahrestag des Brandes statt. Neben den nachfolgenden Ausstellungen, die die Zeit nach dem Brand in den Fokus rücken, bietet die Nationalgalerie eine Reihe von Workshops, Diskussionsforen und Podiumsgesprächen als weitere Elemente eines vielseitigen Programms an.

Die Geschichte des Messepalastes.

Veletržní Palác (Dukelských hrdinů 47, Prag 7),
geöffnet: täglich außer montags 10 bis 18 Uhr,
Eintritt: 180 CZK (ermäßigt 90 CZK),
bis 27. Juli (erster Teil)
Gesamtschau bis 8. Februar 2015),
www.ngprague.cz