Ein Hauch von Australien

Ein Hauch von Australien

In seiner Werkstatt in der Vysočina fertigt Tomáš Dufek exotische Instrumente

20. 10. 2016 - Text: Franziska NeudertText: fn/čtk; Foto: Tomáš Dufek

Ungewöhnliche Töne dringen aus der Werkstatt in Velké Meziříčí. Es ist nicht etwa böhmische Blasmusik, die gerade in der knapp 12.000 Einwohner zählenden Stadt in der Vysočina erklingt. Der tiefe Klang stammt von einem Didgeridoo. Tomáš Dufek fertigt die Instrumente der australischen Ureinwohner seit vielen Jahren, seit einigen kann er davon auch leben. In seiner Klangschmiede entstehen außerdem Maultrommeln, der brasilianische Musikbogen „Berimbau“ und „Cajóns“ genannte peruanische Kistentrommeln.

Eine Leidenschaft für exotische Instrumente hat Dufek bereits seit seinem 17. Lebensjahr, wie er sagt. Das Hobby machte er später zu seinem Beruf. Seit nunmehr 13 Jahren baut er Didgeridoos. Insgesamt hat er mehr als 3.000 Instrumente hergestellt. Etwa 2.000 unvollendete Exemplare lagern in der Werkstatt des 31-Jährigen. Außerdem repariert und restauriert er Kontrabässe, Mandolinen, Gitarren und Banjos. Instrumente entstehen auch auf Bestellung, etwa für Musiktherapeuten.

Ein Faible fürs Musizieren hatte Dufek schon immer. Am Lagerfeuer spielte er Akkordeon, Gitarre, Mundharmonika und Mandoline. Dass ihn außerdem Holz schon als Kind faszinierte, hält er für normal. Schließlich sei er am Waldrand aufgewachsen. Sein erstes Didgeridoo bekam Dufek mit 16 Jahren von einem Freund geschenkt. Er probierte es aus und wusste schnell: Er will Instrumente nicht nur spielen, sondern aus Holz auch selbst schnitzen.

In der Werkstatt seines Vaters entstanden die ersten Stücke für den Eigenbedarf, später auch für Freunde. Seine Arbeit kam gut an. Und so versuchte Dufek sein Glück beim Open-Air-Festival in Trutnov, wo er seine Instrumente zum Verkauf anbot. Der Versuch gelang und so entschied sich Dufek, Holzverarbeitung und -technik zu studieren. Nebenbei schnitzte er weiterhin Didgeridoos, die er an kleinere Geschäfte verkaufte und bei weiteren Musikfestivals anbot. Allmählich erweiterte er sein Repertoire und fertigte auch schamanische Trommeln und ungewöhnliche Saiteninstrumente.

Ein klassisches Didgeridoo, das viele wohl erstmals im Film „Crocodile Dundee“ gesehen haben, besteht aus einem Stamm des australischen Eukalyptusbaumes, der zuvor von Termiten ausgehöhlt wurde. „Ich mache es aber aus unseren Bäumen“, sagt Dufek. Geeignetes Holz zu finden, sei nicht schwer. Dafür eigneten sich verschiedene strauchartige Sorten, die an Wegrändern stünden. Nur müsse man die Bäume schon im Frühjahr fällen, „damit das Holz nicht zu viel Wasser enthält und man die Rinde leicht abbekommt“.

Ein Didgeridoo zu bauen, verlangt nicht nur Geduld, sondern vor allem Zeit. Etwa zwei Jahre wird das Holz am Kamin getrocknet. Danach bearbeitet Dufek den Stamm mit einer Bandsäge, schneidet ihn auf und höhlt ihn aus. Beide Hälften werden wieder zusammengeklebt und müssen anschließend noch einmal getrocknet werden. Am Ende setzt Dufek das Mundstück ein und gibt dem Didgeridoo den letzten Schliff.

In der Regel sei ein Didgeridoo um die drei Meter groß, so Dufek. Je länger das Instrument, umso tiefer sein Klang. All seine Arbeiten sind Unikate. Je nach Aufwand kostet ein Exemplar zwischen 2.500 und 10.000 Kronen (etwa 90 bis 370 Euro). Nebenbei gibt Dufek auch Unterricht. Wer ein Didgeridoo oder eine irische Rahmentrommel spielen will, ist bei ihm richtig. Besucher können ihm außerdem bei der Arbeit über die Schulter schauen.