„Heimvorteil? Nicht wirklich!“
Interview

„Heimvorteil? Nicht wirklich!“

WM-Medaille im Blick: Ein Gespräch mit dem Olympia-Zweiten im Kanu-Slalom Vavřinec Hradilek

11. 9. 2013 - Interview: Stefan Welzel, Titelbild: Martin Dvořáček, CC BY 2.0

Vavřinec Hradilek, Silbermedaillengewinner im Kajak-Slalom bei den Olympischen Spielen in London, tritt zum ersten Mal zu einer Heim-WM an. 2006 fand schon einmal eine Kanu-Weltmeisterschaft in der tschechischen Metropole statt. Damals schaffte Hradilek die Nominierung als aufstrebendes Jungtalent nicht. Nun startet er als großer Star, Publikumsliebling und Medaillenhoffnung. PZ-Redakteur Stefan Welzel sprach mit ihm über seinen Formaufbau, Adrenalin-Kicks und den Medienhype um seine Person.

Herr Hradilek, Sie sind gerade erst zurück vom Weltcup-Finale in Bratislava, ihre Resultate dort waren eher bescheiden.

Vavřinec Hradilek: Nun ja, ich hatte aus diversen Gründen nicht viel Zeit, mich auf diesen Wettkampf vorzubereiten. Ich befinde mich im Aufbau für die Weltmeisterschaft. Trotzdem hatte ich in Bratislava ein paar gute Läufe. Mit Blick hin auf den Formaufbau bin ich zufrieden.

Die Weltmeisterschaft findet zuhause im Wildwasserkanal von Troja in Prag statt. Bringt der Heimvorteil etwas?

Hradilek: Auf eine WM hin reisen immer alle Athleten früh genug an, um sich genügend Zeit für die Vorbereitung vor Ort zu nehmen. So relativiert sich der Heimvorteil. Ein bisschen hilft er zwar schon, aber eine WM ist immer etwas Spezielles. Alle sind extrem fokussiert auf diesen Großanlass. Und in unserem Sport ist es an der Spitze enorm eng. Details entscheiden da. Ein kleiner Fehler dort, zehn Zentimeter an der Stange vorbei da und du bist weg vom Fenster.

Sie haben in ihrer Karriere bereits viele Erfolge zu verzeichnen, vor allem bei Großanlässen. Was sind die Ziele für die WM? Einzelgold fehlt Ihnen ja noch in der Medaillensammlung.

Hradilek: Ich versuche, mir keine konkreten Ziele zu stecken. Somit würde ich mich nur selbst unnötig unter Druck setzen. Würde ich sie nämlich nicht erreichen, so wäre die Enttäuschung groß. Ich will in erster Linie mein Bestes geben und den Zuschauern etwas bieten; mit ihnen die Schönheit unseres Sports teilen. Aber natürlich schiele ich auf die Medaillenränge.

Nehmen Sie einen besonders großen Druck wahr, weil es eine Heim-WM ist?

Hradilek: Der sportliche Druck und die Erwartungshaltung sind nicht so arg. Aber was stört, ist der Medienrummel. Alle wollen etwas von dir. Ständig klingelt das Telefon.

Sie waren sogar in der bekannten tschechischen Late-Night-Show von Jan Kraus.

Hradilek: Ja, zum Beispiel. Es sind hektische Zeiten. Kommt noch hinzu, dass ich erst kürzlich umgezogen bin. So ist es schon ein wenig schwer, sich auf den Sport zu fokussieren. Ich hoffe, zumindest jetzt am Wochenende vor dem Start der Wettkämpfe etwas zur Ruhe zu kommen. Dafür muss ich dann aber mein Mobil-Telefon ausschalten.

Der Kanu-Sport ist in Tschechien also ziemlich im Trend. Hilft die WM da zusätzlich, als Motor für die Popularität zu dienen?

Hradilek: Nun, so groß ist Kanu-Sport nun auch nicht. Natürlich soll so ein Anlass auch gut dafür sein, unsere Leidenschaft zu promoten. In Prag werden die Zuschauerränge aber sowieso voll sein. Es wird eine tolle Stimmung herrschen.

Wie geht’s nach der WM weiter? Sie sind neben dem Slalom-Kajak auch dem „Extreme Kajaking“ sehr verbunden.

Hradilek: Nun, diesem Wettbewerb habe ich dieses Jahr nicht allzu viel Aufmerksamkeit geschenkt. Trotzdem fahre ich im Oktober zur WM im österreichischen Epptal.

Was macht „Extreme Kajaking“ aus? Ist es für sie so etwas wie ein Ausgleich zum stark reglementierten Slalom-Kajak?

Hradilek: Irgendwie ja. Es gibt ein wenig Balance zurück. Slalom-Kajak ist enorm auf Wettbewerb ausgerichtet. Extreme Kajaking ist da anders. Es ist der Adrenalin-Kick, der berauscht. Es macht einfach Spaß, mit den anderen Athleten und mit Freunden diesem Sport zu frönen.