Vergessene Werte

Vergessene Werte

Tausende demonstrieren am Jahrestag der Samtenen Revolution gegen Zuwanderung

25. 11. 2015 - Text: Corinna AntonText: ca/čtk; Foto: J. Nechanický

Worum es am 17. November eigentlich geht, haben offenbar einige Tschechen vergessen. Sie nutzten den „Tag des Kampfes für Freiheit und Demokratie“, um gegen Islam und Flüchtlinge zu demonstrieren. Auf dem Prager Wenzelsplatz etwa versammelten sich rund 4.000 Menschen zu der Aktion „Für unsere Kultur und die Sicherheit des Landes“, auf der unter anderem Rechtspopulist Tomio Okamura sprach. Präsident Zeman hielt eine Rede bei einer Versammlung des „Blockes gegen den Islam“.

Das ging zahlreichen Politikern dann doch zu weit. Scharfe Kritik an Zeman kam zum Beispiel von Menschenrechtsminister Dienstbier. Premier Sobotka sagte: „Der Präsident als höchstes Verfassungsorgan eines Landes, das eine tiefe humanistische und demokratische Tradition hat, sollte nicht auf der Versammlung einer fremdenfeindlichen Sekte auftreten, bei der intensiver Hass geschürt wird.“ Studenten und Professoren zeigten sich ebenfalls empört – und holten den Feiertag am Sonntag nach.

Ganz vergessen wurden die historischen Ereignisse aber nicht. Auf der Nationalstraße in Prag legten Menschen Blumen nieder. In Brünn erinnerten 2.000 Teilnehmer eines Laternenumzuges daran, dass die Nazis während der Okkupation das Studentenwohnheim Kaunicovy koleje als Gefängnis und Hinrichtungsplatz nutzten. Und in Pilsen wurde ein neues Denkmal enthüllt: Die fünf Meter hohe Skulptur symbolisiert den Kampf des Künstlers mit dem totalitären Staat.