Fluchen erlaubt

Fluchen erlaubt

Kulturministerium will vulgäre Ausdrücke im Radio und Fernsehen nicht mehr verbieten

2. 12. 2015 - Text: Corinna AntonText: ca/čtk; Foto: APZ

Für Miloš Zeman dürfte die Nachricht aus dem Kulturministerium eine gute sein. Was das Ressort des christdemokratischen Ministers Daniel Herman gerade plant, sollte ihm entgegenkommen. Wenn es nicht sogar eine Lex Zeman ist. Tritt die Gesetzesänderung in Kraft, dann dürfte nämlich demnächst hemmungslos geflucht und geschimpft werden – und zwar zur besten Sendezeit. Wer „schmutzige Wörter“ zwischen 6 und 22 Uhr im Radio oder Fernsehen benutzt, dem soll keine Geldstrafe mehr drohen, so sieht es das Ministerium vor.

Bisher sind vulgäre Ausdrücke tagsüber verboten. Sowohl in Serien und Filmen als auch in Interviews. Dagegen hat vor einem Jahr der Präsident persönlich verstoßen. In einem Gespräch, das der Tschechische Rundfunk live sendete, verwendete Zeman mehrfach einen sehr vulgären Begriff für das weibliche Genital, als er über die russische Punkband „Pussy Riot“ schimpfte. Die Musikerinnen bezeichnete er als „Nutten“. Weitere derbe Ausdrücke galten den Anhängern des TOP-09-Politikers Karel Schwarzenberg. Nach der Sendung gingen beim Rundfunkrat zahlreiche Beschwerden ein, Zeman entschuldigte sich jedoch nicht für seine Wortwahl.

Damit Kinder künftig vor solchen obszönen Ausdrücken verschont bleiben, wolle das Kulturministerium am Jugendschutz festhalten, heißt es seitens der Behörde. Es werde keine Kategorie von Sendungen festlegen, in denen vulgäre Wörter erlaubt sind oder nicht. Stattdessen sieht der Entwurf vor, ein System von Symbolen einzuführen. Daraus soll hervorgehen, für Kinder welchen Alters eine Sendung geeignet ist. „Beleidigungen und derbe Schimpfwörter gibt es im Fernsehen und Radio häufig“, erklärt Ministeriumssprecherin Simona Cigánková. „Wenn wir das neue System einführen, sind die Sender verpflichtet, Sendungen zu kennzeichnen, in denen Vulgarismen vorkommen.“ Die Eltern könnten dann selbst entscheiden, ob sie ihren Kindern erlauben, eine solche Sendung zu schauen oder nicht, so Cigánková. Bei der Wahl der Symbole und Alterskategorien wolle das Ministerium sich vor allem an den Niederlanden orien­tieren, wo ein ähnliches System bereits funktioniere.

Über den Vorschlag aus dem Kulturministerium müssen nun die Abgeordneten diskutieren. Wie sie zur Aufhebung des Fluch-Verbots stehen, ist ungewiss. Was der Präsident wohl dazu sagen wird, falls die Änderung beschlossen und ihm zur Unterschrift vorgelegt wird, lässt sich dagegen schon erahnen.