
Versöhnen durch Renovieren
Deutsche und Tschechen engagieren sich für Kirche in Nová Ves
15. 6. 2016 - Text: Milena Fritzsche, Foto: Pavel Hrdlička/CC BY-SA 3.0
Für Rudi Zücker ist die Mariä-Himmelfahrt-Kirche von Nová Ves bei Chrastava „eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart“. Genau vor 400 Jahren wurde der Grundstein gelegt. Nun ist der Innenraum der Kirche restauriert worden. Die Initiative hatten ehemalige Bewohner des nordböhmischen Ortes ergriffen, der auf Deutsch bis 1945 Neundorf hieß.
Die Kirche liegt in der Ortsmitte und ist die bedeutendste Sehenswürdigkeit der knapp 900 Einwohner zählenden Gemeinde. Sie wurde 1616 errichtet und im 18. Jahrhundert umgebaut. Die Kirchenglocken wurden 1619 im nahen Zittau gegossen. Die ursprünglich protestantische Kirche wurde später katholisch und wird heute nur noch gelegentlich für Gottesdienste und Konzerte genutzt. Seit 1958 gilt sie als Kulturdenkmal und ist heute insgesamt in einem relativ guten Zustand, wie Pfarrer Radek Vašínek betont. Insofern bestehe erst einmal keine Eile, aber in etwa fünf Jahren könnte es nötig sein, auch das Dach zu renovieren.
Bisher wurde unter anderem die Beleuchtung erneuert und im Raum hinter dem Altar die Tapete aus der Zeit des Sozialismus entfernt, sodass die Wand wieder in ihrer ursprünglichen Form zu sehen ist. Ziel für dieses Jahr ist es, noch eine Verkleidung abzutragen, hinter der sich historische Malereien verbergen. Außerdem soll auch die Decke, die momentan weiß gestrichen ist, wieder ihre ursprünglichen Farben erhalten. Sie war dunkelblau und glich einem Sternenhimmel. An den Kosten beteiligten sich neben der Gemeinde auch der Deutsch-Tschechische Zukunftsfonds und der Heimatverein ehemaliger deutscher Bewohner, der die Renovierung des Kirchenraums vorgeschlagen hatte.
Aus Kratzau (heute Chrastava) wurden nach dem Zweiten Weltkrieg etwa 5.000 deutschsprachige Bewohner vertrieben. Seit dem Jahr 2000 treffen sich die Mitglieder des Heimatvereins alle zwei Jahre in Nová Ves. Das gemeinsame Engagement für die Erneuerung der Kirche und die gelungene Zusammenarbeit seien ein Beweis dafür, dass Versöhnung möglich ist, so Initiator Rudi Zücker vom Heimatkreis Reichenberg Stadt und Land.
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