Verlierer und Verräter

„Kobras und Nattern“ gewinnt sechs „Böhmische Löwen“ – auch „Schmitke“ erfolgreich
10. 3. 2016 - Text: Katharina WiegmannText: Katharina Wiegmann; Foto: Auch im echten Leben Brüder: Matěj und Kryštof Hádek in „Kobry a užovky“/Falcon
Der große Gewinner ist ein Film über Verlierer. Jan Prušinovský und Ondřej Zima nahmen für das Sozialdrama „Kobry a užovky“ („Kobras und Nattern“) am Samstag den „Český lev“, die wichtigste tschechische Auszeichnung für den besten Film und die beste Regie mit nach Hause. Die Brüder Matěj und Kryštof Hádek spielen in „Kobry a užovky“ ungleiche Brüder, die auf unterschiedliche Weise mit ihren persönlichen Fehl- und Schicksalsschlägen umgehen: Der eine mit Drogen und Fatalismus, der andere versucht es scheinbar auf legalem Weg. Die Jury war von den Charakteren offenbar überzeugt – Matěj Hádek freute sich über den Preis für den besten Hauptdarsteller, Kryštof Hádek wurde als bester Nebendarsteller ausgezeichnet. Insgesamt gewann „Kobry a užovky“ in sechs Kategorien.
Als einer der Favoriten war Petr Zelenkas Komödie „Ztraceni v Mnichově“ („Verloren in München“) mit 15 Nominierungen ins Rennen gegangen, ein Film über eine ungewöhnliche Neuinterpretation des Münchner Abkommens, die sich um den Zeitzeugen Sir P dreht, einen 90-jährigen Papagei, der einst dem französischen Premier Édouard Daladier gehörte. Gewonnen hat „Ztraceni v Mnichově“ allerdings nur zwei Löwen, einen für den besten Schnitt und einen für das beste Drehbuch.
Zweimal siegreich war auch die deutsch-tschechische Koproduktion „Schmitke“ von Štěpán Altrichter, die für den besten Ton und die beste Filmmusik ausgezeichnet wurde. Schmitke ist ein auf Windkraftalagen spezialisierter Ingenieur auf Dienstreise im düster-nebligen tschechischen Erzgebirge. Der Mikrokosmos des Dorfes bleibt für ihn genauso undurchdringlich wie das System des zu reparierenden Windrades.
Zum ersten Mal wurden in diesem Jahr auch Auszeichnungen für Fernsehfilme verliehen. Unter anderem ging die von HBO Europe produzierte Miniserie „Mamon“ siegreich hervor, in der ein Journalist den Verflechtungen von Politik und Wirtschaft in Tschechien nachgeht.
Mit einem Preis für sein Lebenswerk wurde der 83-jährige Kameramann Stanislav Milota geehrt. Er hatte unter anderem im Januar 1969 das Begräbnis von Jan Palach mit seiner Kamera dokumentiert und später die Charta 77 unterzeichnet.
„Markus von Liberec“
Geheimes oder Geheimnistuerei?