Verkehrte Eishockey-Welt

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Außenseiter Verva Litvínov sorgt in der Extraliga für Überraschungen – Meister Zlín noch ohne Punktgewinn

25. 9. 2014 - Text: Stefan WelzelText: Stefan Welzel; Foto: HC Kometa Brno

Es war eine außergewöhnliche Szene, die sich vergangenen Sonntagabend im Eisstadion von Litvínov abspielte. Petr Ton, Stürmer des HC Kometa Brünn, protestierte bei den Schiedsrichtern, weil er mit einem angezeigten Foulspiel zugunsten seiner Mannschaft nicht einverstanden war. Dem Einspruch wurde stattgegeben und Brünn beim Stand von 1:4 wohl um seine letzte Chance gebracht, zurück in die Partie zu finden.

Die Szene passt zur aktuellen Lage des HC Verva Litvínov. Offenbar glückt nicht nur dem eigenen Team (fast) alles, im Zweifelsfall hilft sogar noch der Gegner mit vorbildlicher Fairness. Nach fünf Spieltagen führt der kleine Verein aus dem Nordosten nahe der sächsischen Grenze die „Tipsport Extraliga“ völlig überraschend an. Es stehen drei Siege nach regulärer Spielzeit sowie zwei nach Overtime auf dem Konto der Schwarz-Gelben. Ganz anders ergeht es dem amtierenden Meister: Der PSG Zlín legte mit fünf Niederlagen einen bedenklichen Fehlstart hin.

Matchwinner für Litvínov waren (außer Brünns Ton) der überragende Nationaltorhüter Pavel Francouz sowie die 43-jährige Klublegende Martin Ručinský mit drei Assists sowie dem selbst erzielten und richtungsweisenden 3:1. Das Endresultat von 6:1 täuscht jedoch über die tatsächlichen Kräfteverhältnisse hinweg. „Im ersten Drittel war es ein ausgeglichenes Spiel und ein harter Kampf. Der zweite Durchgang war der Schlüssel zum Sieg, da wir in unserer schwächsten Phase keinen Gegentreffer erhielten“, fasste Litvínov-Trainer Radim Rulík das Geschehen der ersten 40 Minuten zusammen.

Im letzten Drittel lieferte der Tabellenführer dann ein Schaulaufen ab und entschied die Partie mit drei Toren innerhalb von neun Minuten. Litvínov, das in der vergangenen Saison noch gegen den Abstieg spielte und am Ende auf dem elften Platz landete, hat nun bereits 13 Punkte auf dem Konto. Und das unter anderem dank Siegen gegen Titelanwärter wie den HC Škoda Pilsen oder den HC Oceláři Třinec. Auch wenn die Saison noch sehr jung ist, kann man von der ersten großen Überraschung des tschechischen Eishockey-Herbstes sprechen.

Am anderen Ende der Tabelle bemüht sich der Meister aus Zlín vergeblich um Punkte. Am Sonntagabend verlor der PSG erneut. Dieses Mal zog das Team gegen den HC Vítkovice Steel den Kürzeren. Davor verlor man bereits gegen Teams aus Mladá Boleslav, Olomouc oder Liberec – alles keine Eishockey-Hochburgen. Am Freitag ist der formstarke HC ČSOB Pardubice zu Gast, am Sonntag reist man ausgerechnet zum Überraschungsteam nach Litvínov. „Wir müssen nun wieder bei den kleinen Dingen anfangen und uns Schritt für Schritt zurückkämpfen. Es gab gegen Vítkovice einige Anzeichen, das wir uns bereits etwas verbessert haben“, gibt sich Headcoach Juraj Jurík zuversichtlich.

Zumindest in der neu gegründeten europäischen Champions Hockey League läuft es für Zlín einigermaßen nach Plan. In Gruppe D mit Djurgarden Stockholm, dem Schweizer Vertreter Fribourg-Gottéron sowie den Eisbären Berlin steht man nach vier von sechs Spieltagen auf dem zweiten Rang, der den Einzug in das Achtelfinale bedeuten würde. Am Dienstagabend kam es gegen Stockholm zum entscheidenden Duell mit dem Drittplatzierten (nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe). Mit einem Sieg wäre man sicher in der K.o.-Phase, bei einer Niederlage am letzten Spieltag auf Schützenhilfe von Fribourg angewiesen. Auf Unterstützung im Stil von Petr Ton sollte man in Zlín besser nicht hoffen.

Tipsport Extraliga
Tabellensituation nach 5 von 52 Spieltagen
1. HC Verva Litvínov 13 Punkte | 2. HC Vítkovice Steel 12 | 3. HC Oceláři Třinec 10 | 4. HC ČSOB Pardubice 9 | 5. Mountfield Hradec Králové 9  (…) 13. HC Olomouc 4 |  14. PSG Zlín 0