Tausende Wohnungen für Prag

Tausende Wohnungen für Prag

Bauträger haben große Pläne in der Hauptstadt. Besonders gefragt sind zentrumsnahe Immobilien

27. 8. 2014 - Text: Corinna AntonText: ca/čtk; Foto: CG

Egal ob nur ein Zimmer mit Kochecke und Nasszelle oder ein Loft mit Dachterrasse: In Prag steigt die Nachfrage nach neuen Wohnungen. Die großen Bauträger wittern ihre Chance. In den kommenden Jahren wollen sie Tausende neue Wohnungen bauen und dabei vor allem wieder dem Wunsch nach Zentrumsnähe stärker nachkommen.

Eine Expansion im großen Stil plant zum Beispiel das Unternehmen Ekospol. „Wir bereiten derzeit den Bau von 5.000 Wohnungen vor, die wir in den kommenden fünf Jahren auf den Markt bringen werden“, schreibt der Generaldirektor und Vorstandsvorsitzende Evžen Korec in seinem kürzlich veröffentlichten Geschäftsbericht für das vergangene Jahr. Der Gesamtwert der geplanten Projekte belaufe sich auf etwa zehn Milliarden Kronen (rund 360 Millionen Euro). Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr verkauften in Prag alle Entwicklungsgesellschaften zusammen 5.000 Wohnungen, davon entfielen 653 auf Ekospol, das in diesem Jahr mehr als 700 Wohnungen verkaufen will.

Auch die Central Group, die hierzulande zu den größten Unternehmen in der Branche zählt, will ihr Geschäft in der Hauptstadt deutlich ausweiten. Die Firma erklärte vor kurzem, sie habe Grundstücke für 1.900 Wohnungen mit einem Gesamtwert von 4,5 Milliarden Kronen gekauft. Die Central Group will mit ihren neuen Projekten wieder näher ans Zentrum heranrücken. Hunderte Wohnungen sollen in Holešovice, Vysočany und Smíchov entstehen, das Aushängeschild soll die „Residence Garden Towers“ in Žižkov werden, wo das Unternehmen für zwei Milliarden Kronen etwa 700 Wohnungen bauen will. Die ersten davon sollen bereits im Oktober verkauft werden. Firmeneigentümer Dušan Kunovský zufolge soll die Expansion in Prag noch weiter gehen: „Die Central Group hat in diesem Jahr bisher schon so viele Grundstücke in Zentrumsnähe erworben wie noch nie und über weitere Ankäufe verhandeln wir noch.“

Die Lage entscheidet
Gerade die Zentrumsnähe spielt Angaben der Entwicklungsgesellschaften zufolge für immer mehr Kunden eine wichtige Rolle bei der Suche nach den eigenen vier Wänden. Vor wenigen Wochen hatte eine Umfrage des Forschungsinstituts Stem Mark im Auftrag des Bauträgers Finep ergeben, dass die Lage ein immer wichtigeres Kriterium bei der Kaufentscheidung sei. Fast 70 Prozent der Kunden wünschen sich demnach eher eine belebte Umgebung zum Wohnen, fast 60 Prozent legen Wert auf eine gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr.
Aus einer gemeinsamen Statistik der Unternehmen Ekospol, Trigema und Skanska Reality geht hervor, dass Entwicklungsgesellschaften in Prag in den ersten sechs Monaten dieses Jahres insgesamt 2.850 neue Wohnungen verkauften – ein Fünftel mehr als im selben Zeitraum des Vorjahres. Allein im zweiten Quartal stieg der Verkauf im Vergleich zum Vorjahr um 30 Prozent auf 1.500 Wohnungen. Für die Unternehmen war es in dieser Hinsicht das zweiterfolgreichste Quartal seit Beginn des Jahres 2009. Derzeit werden in Prag rund 6.600 neue Wohnungen im Wert von insgesamt etwa 30 Milliarden Kronen angeboten.

Marcel Soural, Generaldirektor des Unternehmens Trigema, führte das Interesse kürzlich bei einer Diskussionsveranstaltung vor allem auf das dauerhaft niedrige Zinsniveau für Immobiliendarlehen zurück. Immer mehr Menschen würden zudem Wohnungen als Geldanlage kaufen und langfristig vermieten. Kurzfristig sieht Soural gute Chancen für den Immobilienmarkt in Prag: In den kommenden drei bis fünf Jahren werde er sich positiv entwickeln.